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Am Ende von Milliarden Jahren

troll-imadeWEB-1Tilvera: „Ein Dummkopf hat behauptet, seit Milliarden Jahren würde jedes Neugeborene, wo immer und wann immer es auch geboren wurde, über die Fähigkeit verfügen, jede Sprache der Menschen in kürzester Zeit verstehen zu können, ohne jegliche Anleitung von Lehrern oder pädagogisch ausgefeilter Übungsaufgaben.“

Ónytjungur: „Wenn ich nicht irre, so sind menschlicher Logik zufolge nur zwei Möglichkeiten bei Betrachtungen über das Universum vorhanden.“

Tilvera: „Und die wären?“

Ónytjungur: „In der Art, dass es entweder nur das Universum gibt, oder dass es etwas außerhalb des Universums gibt, also etwas, was im Universum nicht enthalten.“

Tilvera: „Mengenlehre. Und?“

Ónytjungur: „Im ersten Fall kann dem Universum nichts entnommen oder hinzugefügt werden, im zweiten Fall bestünde diese Möglichkeit.“

Tilvera: „Und weiter?“

Ónytjungur: „Davon ausgehend, dass der erste Fall zutrifft, muss in diesem Fall zwingend bereits alles im Universum enthalten sein, und zwar über die gesamte Dauer des Universums.“

Tilvera: „Was meinst du mit alles?“

Ónytjungur: „Das Gesamte.“

Tilvera: „Auch den Mensch?“

Ónytjungur: „Die Fähigkeit, diesen aus Vorhandenem zu entwickeln, also das Potential.“

 Tilvera: „Blühender Blödsinn.“

Ónytjungur: „Nun, ich nehme dich zum Beispiel. Du stehst im Augenblick am Ende einer Kette als deren letztes Glied, da du noch kein Kind gezeugt hast. Wenn ich richtig informiert bin, bist du das Ergebnis einer Vereinigung zweier Menschen unterschiedlichen Geschlechts, und ich wage die Vermutung, dass diese beiden Menschen ebenfalls das Ergebnis zweier Menschen unterschiedlichen Geschlechts waren, welche wiederum … soll ich fortfahren? Ich frage nur, denn das könnte dann etwas dauern.“

Tilvera: „Aber der Mensch war nicht immer Mensch, sondern davor Affe, und davor … soll ich fortfahren? Ich frage nur, denn das könnte dann etwas dauern.“

Ónytjungur: „So ist es. Wurde dadurch jene Kette, die ich beschrieb, unterbrochen? Oder verhält es sich so, dass für die ungebrochene Kette nur Abschnitte gewählt, und diesen jeweils ein Bezeichner zugeordnet wurde?“

Tilvera: „Nun, im Zoo kann beobachtet werden, dass auch die Affen …“

Ónytjungur: „Und wie verhält es bei den Reptilien? Ich frage nur für den Fall, sollte ein Abschnitt …“

Tilvera: „Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass ein allgemeiner Grundsatz existiere, dass ein Lebewesen auf der Vereinigung eines vorher lebenden Lebewesens beruhe, auf welche Art und Weise diese Vereinigung auch immer stattfinden mag.“

Ónytjungur: „Auch für Bakterien?“

Tilvera: „Dort durch asexuelle Zellteilung.“

Ónytjungur: „Was aber ebenfalls eine vorher lebende Bakterie voraussetze.“

Tilvera: „Es hat den Anschein. Bakterien können sogar untereinander, auch über Artgrenzen hinweg, Gene austauschen und sogar in ihrer Umgebung vorkommende, auch fossile DNS-Fragmente in ihre eigene DNS einbauen.“

Ónytjungur: „Wir können demnach von einer ununterbrochenen Kette ausgehen, deren Ende du im Augenblick bist?“

Tilvera: „Und vor den Bakterien?“

Ónytjungur: „Ist es nicht so, dass sich Elektronen, Neutronen und Protonen zu Molekülen zusammenfinden, welche die Form, und deren spezifische Zusammensetzung die Fähigkeiten bestimmen?“

Tilvera: „Dann ist alles auf Materie zurückzuführen.“

Ónytjungur: „Ich bin kein Materialist.“

Tilvera: „Dann gibt es nur Bewusstseinsinhalte.“

Ónytjungur: „Ich bin auch kein Idealist.“

Tilvera: „Dann sind also das Physische und das Psychische zwei strikt voneinander getrennte, eigenständig existierende Seinsbereiche.“

Ónytjungur: „Und ein Dualist bin ich schon gar nicht.“

 Tilvera: „Was bist du dann?“

Ónytjungur: „Woher soll ich das wissen. Ich sprach nur vom Potential, also der Fähigkeit zur Entwicklung, von einer ungebrochenen Kette, an deren Ende nun du vor mir stehst, und dass dem Universum nichts hinzugefügt werden könne. Frag jene Leute, die sagen, ich sei damit ein Solipsist.“

 Tilvera: „Ein metaphysischer, ein ethischer, oder ein methodologischer?“

Ónytjungur: „Das werden dir jene beantworten, die mich in diese Schublade einsortieren.“

Tilvera: „Nun, deine Anschauung ist ja ganz drollig, aber hast du auch einen Begriff dafür?“

Ónytjungur: „Es gibt keinen.“

 Tilvera: „Dir ist schon bekannt, dass Begriffe ohne Anschauung leer, und Anschauungen ohne Begriffe blind sind.“

Ónytjungur: „Nicht nur bekannt. Schon vor 900 Jahren beklagte sich einer darüber, dass es nun ein Wort gebe, für das es keine Wirklichkeit gibt, und es früher eine Wirklichkeit war, für die es kein Wort gab.“

Tilvera: „Was willst du mir damit sagen?“

Ónytjungur: „Dass es für diese meine Anschauung keinen Begriff gibt. Es dürfte dir aber nicht leicht fallen, mir nachzuweisen, dass meine Gedanken ohne Inhalt waren.“

ukAt the end of several billion years

frAu bout de plusieurs milliards d’années