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Erzählungen berichten davon, dass in bestimmten Metriken die Möglichkeit zu stillem Dialog zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos liegen könne, zwischen dem so genannten inneren und äußeren Universum, Brücke sein könne über eine durch Worte vorgenommene und herbeigeführte Unterteilung, die im Wahn erzeugt, um trennen zu können, was faktisch nicht zu trennen ist.

Wissend, dass Worte nur auf der Stelle treten können, unternehme ein Mensch daher eine Reise nach innen. Denn die Vorstellung, dass es nur der richtigen Worte und Sätze bedürfe, um darüber Einsicht herbeizuführen, entspringe ausschließlich vorhandenem Wunschdenken, welches sich ebenso hartnäckig halte, wie es vergeblich sei, und vieles spräche dafür, dass zudem die andere Eigenschaft die eine erzeuge.

Worte und Sätze, in der Absicht formuliert, andere von etwas überzeugen zu wollen, zu können, oder zu müssen, enthalten stets als Kern die Botschaft, dass sich da einer mit etwas begnügt habe, und ihm aus diesem Grund nichts Besseres einfiel, als darauf hinzuwirken, dass auch andere sich mit diesem begnügen. Was dazu führe, dass der Sprecher am Ende nicht allein damit wäre.

Und so trifft Überzeugung auf andere Überzeugung, um Bestätigung ringend beim Anderen, oder Gleichgesinnung auf Gleichgesinnung, Bestätigung durch den anderen einholend. Es soll sogar Leute geben, die solches für notwendig halten, diesem einen Wert beimessen, da darüber irgendein erstrebenswertes Ziel erreicht werde. Ohne auch nur annähernd begründen zu können, wieso dieses Ziel nur auf solche Art und Weise erzielt werden könne, oder überhaupt erreicht werden kann, auf welche Art und Weise auch immer.

Aber solche halten auch Ibn Khaldun irrtümlich für den Vater der Soziologie, nur weil dieser Evidentes auszudrücken verstand, dass Gesellschaften lebende Organismen seien, die aus universellen Gründen einen Zyklus von Geburt, Wachstum, Reife, Verfall und Tod durchlaufen, und daraus folgerten, dass es eine soziokulturelle Evolution geben müsse, die zu sozialem Fortschritt führe. Dabei das Wesentliche seiner Aussage übersahen: dass – was immer auch geschehen mag – es immer wieder nur auf Geburt, Wachstum, Reife, Verfall und Tod hinauslaufe, und auf nichts darüber hinaus. Rittern gleich, von trauriger Gestalt. Und so erzählen weiterhin nur die Windmühlen von der Wahrheit, die ihnen der Wind ins Ohr geflüstert: „- .. – .. – ..- – / – .. – .. – .. –„. Unterscheidet sich doch der Punkt wesentlich von den Buchstaben. Und der entzieht sich bekanntlich dem Zugriff der Worte.

Verhält es sich doch immer noch so, dass einer beim Aufwachen einen Text aus dem Traum mitnehmen kann, in die Erinnerung retten, sich dann aber vergeblich damit abmüht, den Wortlaut auch nur ansatzweise wiedergeben zu können, während seine Finger längst dessen Rhythmus trommeln. Dabei hatte er selbst den Wortlaut eines Tages in langer Arbeit aufgesetzt, und ihn auch schon so oft vor sich hin gesprochen gehabt, dass er ihn damals sogar auswendig vortragen konnte.

Um den Wert von Buchstaben zu messen, wären die Buchstaben nur derart auszutauschen, dass sich – richtig angeordnet – andere Sätze ergäben, die Metrik dabei aber erhalten bliebe. Womit nachgewiesen, dass die Buchstaben, die das Verbale ergeben, austauschbar sind, das Nonverbale davon aber auch nicht im Geringsten berührt wäre. Verhält es sich nicht so, dass Rhythmus und Melodie unterschiedliche Empfangsorgane stimulieren, damit bei der Wahrnehmung voneinander getrennt ihren Weg zu ihren Bestimmungsorten bahnen? Und so tanzen die Worte, immer nur um sich selbst kreisend, ohne jemals von der Stelle zu kommen. Im günstigsten Fall bilden sie eine Melodie. Eine zeitliche Folge von Tönen. Aber auch nicht mehr.

Was die Frage nach sich ziehe, wozu sich dann einer der Mühe unterwerfe, Buchstabe an Buchstabe reihen zu wollen, Wörter an Wörter, Sätze an Sätze, und Sätze zu Texten. Wie unschwer zu erkennen, handelt es sich bei allen Texten, die hier bei ALGORITHMICS á Íslandi einer Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, um reine Erzählungen. Die Annahme, es läge den Erzählungen Logik, oder Wissenschaft, gar Philosophie oder Dichtung zugrunde, ist daher ebenso begründet oder abwegig, wie die Annahme, die Erzählungen von Spiderman, Hobbits, oder aus freier Meinungsäußerungen wiesen Logik, oder Wissenschaft, gar Philosophie oder Dichtung auf. Ob dem so wäre oder nicht, liegt ausschließlich in der Absicht des Lesers, dieses anzunehmen oder nicht. Ob diese Annahme zutreffend ist oder nicht, kann nicht gesagt werden, denn es fehlt faktisch die Voraussetzung, um dies tun zu können. Es wäre ja zuerst eine exakte Beschreibung erforderlich, was mit den Bezeichnern Logik, Wissenschaft, Philosophie und Dichtung bezeichnet werde und was nicht, und dass diese Beschreibung von allen unwidersprochen hingenommen und geteilt werde.

So ist nur zu sagen, dass da einer erzähle, und mit dem letzten Wort der Erzählung die Geschichte leider zu Ende ist, oder erfreulicherweise. Es kann aber sein, dass sich ein Autor bei der Hoffnung ertappte, die Erzählungen wären vielleicht in der Lage, wenigstens etwas von dem zu realisieren, was die isländische Dichterin Þuríður Guðmundsdóttir mit ihren Zeilen „Splitter“ ausdrückte, von Wolf Kühnelt ins Deutsche übersetzt:

Dein Gedanke
zersplittert in Worte
auf deinen Lippen.

Vorsichtig nehm‘ ich die Splitter
füg‘ sie zusammen, schneide mich
und bau‘ einen neuen Gedanken
der meiner ist.

Drehtanz

Stille entfloh mit dem Wind gegen Norden,
Blumen bedeckten mit Erdreich ihr Herz,
Menschen ergötzten sich gähnend am Morden,
und Seelen verschmorten in sengendem Schmerz.

Liebe erstickte im dröhnenden Lachen,
Wärme verkroch sich fröstelnd ins Laub,
Augen, die mahnend sonst Frieden bewachen,
bedeckten verzweifelt sich selber mit Staub.

Männer erdrückten selbst Kinder zum Schweigen,
Frauen ergaben sich lärmendem Spiel,
Völker ertranken in wirbelndem Reigen,
und Worte verdorrten, – sie galten nicht viel.

Bildung, Intelligenz und Zivilisation

troll-imadeWEB-1Tilvera: „Es ist deutlich, dass erst mit der Alphabetisierung die Zivilisation begann. Der Mensch hat Anspruch auf Bildung.“

Ónytjungur: „Welche Alphabetisierung meinst du? Die Lesefähigkeit oder die Verschriftlichung?“

Tilvera: „Setzt Verschriftlichung nicht Lesefähigkeit voraus?“

Ónytjungur: „Wenn ich mich recht entsinne, dann wurde die Alphabetisierung einst von christlichen Missionen vorangetrieben, um den Völkern die Bibel in ihrer eigenen Sprache bringen zu können. Auf diese Weise entstand zum Beispiel die Kyrillische Schrift. Um welches Buch geht es diesmal?“

Tilvera: „Es geht darum, dass der Mensch Anspruch auf Bildung hat.“

Ónytjungur: „Genügte für Bildung nicht bereits das Bild?“

Tilvera: „Um sich ein Bild machen zu können, bedarf es der Intelligenz.“

Ónytjungur: „Was meinst du mit Intelligenz?“

Tilvera: „Es gibt unterschiedliche Ausprägungen von Intelligenz.“

Ónytjungur: „Wer behauptet das?“

Tilvera: „Der Intelligenzquotient.“

Ónytjungur: „Du meinst den Rorschach-Test der Intelligenzforscher?“

Tilvera: „Das ist Wissenschaft. Erst mit der Alphabetisierung ist ein höherer Intelligenzquotient erreichbar.“

Ónytjungur: „Wenn nun Intelligenz messbar geworden ist, und Bildung erst durch Alphabetisierung möglich ist, dann hätte ich da ein paar Fragen, die mich schon längere Zeit beschäftigen, ohne dass ich darauf eine Antwort gefunden hätte.“

Tilvera: „Nur zu, ich höre.“

Ónytjungur: „Wäre ein Analphabet in der Lage, eine komplexe elektronische Maschine herzustellen?“

Tilvera: „Nein.“

Ónytjungur: „Wie sähe die Konstruktion eines Flugzeuges aus, das ein Analphabet konstruiert?“

Tilvera: „Vermutlich wie ein Federkleid, aber wir wissen, dass damit kein Mensch fliegen könnte.“

Ónytjungur: „Dann dürfte er vermutlich auch zu dumm sein, um zu verstehen, was er zu tun habe, um zwei Atomkerne miteinander zu verschmelzen.“

Tilvera: „Wo denkst du hin! Das könnte noch nicht einmal ich, und ich bin sehr belesen. Dazu sind nur solche in der Lage, die einen höheren Intelligenzquotienten haben als ich selbst.“

Ónytjungur: „Und wozu hast du dann lesen gelernt? Damit du lesen kannst, dass andere zwei Atomkerne miteinander verschmelzen können?“

Tilvera: „Zum Beispiel.“

Ónytjungur: „Und davon, dass es Flugkörper gibt, die nur eine halbe Stunde benötigen, um von einer Seite des Erdballs die gegenüberliegende Seite zu erreichen?“

Tilvera: „Das ist eine wichtige Information.“

Ónytjungur: „Wofür?“

Tilvera: „Damit ich weiß, wie viel Zeit mir verbleibt, um noch rechtzeitig Schutz zu suchen.“

Ónytjungur: „Wovor?“

Tilvera: „Vor einer explodierenden Atombombe.“

Ónytjungur: „Du willst mir erzählen, dass mit der Alphabetisierung die Zivilisation begann, und dass ein Mensch Anspruch auf Bildung habe, damit er zum Beispiel noch rechtzeitig Schutz suchen könne vor einer explodierenden Atombombe, welche Menschen auf Grundlage erfolgreicher Alphabetisierung und höherem Intelligenzquotienten als sein eigener erfunden, hergestellt, vorgehalten und eingesetzt haben?“

Tilvera: „Das habe ich so nicht gesagt.“

Ónytjungur: „Aber 70 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki läuft es darauf hinaus, oder etwa nicht?“

Tilvera: „Bis jetzt sind sowohl die 1.200 signifikanten Unfälle als auch die pro Woche auftretenden ein, zwei Computeralarme in den Vereinigten Staaten immer gut ausgegangen.“

Ónytjungur: „Und aus welchem Grund erinnert mich das an jenen Dieb, der sich dazu entschloss, in der kommenden Nacht in das nächste Haus einzubrechen, mit der Begründung, die Einbrüche seien bisher immer gut ausgegangen, und er sei dabei noch nie erwischt worden?“

Tilvera: „Weil du ein Dummkopf bist.“

Ónytjungur: „Dann hat es doch was Gutes, ein Dummkopf bleiben zu dürfen. Habe ich dir eigentlich schon davon erzählt, dass die Mutter von Albert Camus nur über einen Wortschatz von 400 Wörtern verfügte?“

Tilvera: „Und was schließt du daraus?“

Ónytjungur: „Dass ein Wortschatz von 40.000 Wörtern nicht zwingend intelligenter mache, sondern nur eloquenter.“

Tilvera: „Du urteilst über Albert Camus?“

Ónytjungur: „Wo denkst du hin! Wenn ich mich richtig erinnere, sprachen wir von Intelligenzforschern, von Menschen, die auf Grundlage erfolgreicher Alphabetisierung und höherem Intelligenzquotienten als der deinige eine Atombombe erfanden, herstellten, vorhalten, und die Absicht haben, diese auch einzusetzen, vom Dieb, der sich dazu entschloss, in der Nacht in das nächste Haus einzubrechen, mit der Begründung, die Einbrüche seien bisher auch immer gut ausgegangen, denn er sei dabei noch nie erwischt worden, und von dir, der du auch noch nach 70 Jahren glaubst, dass mit der Alphabetisierung erst die Zivilisation begann, und daher der Mensch Anspruch auf Bildung habe.“

Tilvera: „Hat er etwa keinen Anspruch darauf?“

Ónytjungur: „Das ist nicht meine Sache. Denn ich kann nur für mich sprechen. Und ich habe mir darüber bereits erfahren was mir notwendig, habe entschieden, doch besser dumm zu bleiben, und lasse mir lieber erzählen; von Menschen, die mein Vertrauen sich verdienten. Gibt es doch keinen Plural zu Intellekt.“

In Gedenken jener Kinder, die im Namen von Zivilisation, Intelligenz und Bildung am 06. und 09. August 1945 verglühten, an den Folgen starben, oder heute noch darunter leiden.

 ukEducation, intelligence and civilisation

frÉducation, intelligence et civilisation

Rede laut und deutlich!

troll-imadeWEB-1Rede laut und deutlich?

Seit Milliarden Jahren verfügt jedes Neugeborene, wo immer und wann immer es auch geboren wurde, über die Fähigkeit, jede Sprache der Menschen in kürzester Zeit verstehen zu können, ohne jegliche Anleitung von Lehrern oder pädagogisch ausgefeilter Übungsaufgaben.

Alle jemals Geborenen, wo immer und wann immer sie auch geboren wurden, benötigten unmittelbar nach ihrer Geburt nur 15 Minuten, in denen ihnen Sätze einer Sprache vorgesprochen werden, die sie vorher noch nie hörten, vorgetragen in korrekter Grammatik jener unbekannten Sprache, und bereits nach 15 Minuten erkennt jedes Neugeborene, wo immer und wann immer es auch geboren wurde, jeden nachfolgenden Satz, der in nicht korrekter Grammatik jener unbekannten Sprache formuliert wurde.

Ich nenne diese Fähigkeit wirkmächtiges Begreifen, das zwingend notwendig, denn ohne dieses könne kein vorstellendes Begreifen erzeugt werden, und ohne vorstellendes Begreifen ist der Mensch völlig unfähig, zum Beispiel einen Apfel als Apfel zu erkennen, und würde daher an Hunger sterben.

Ich bitte daher, vertraulich zu behandeln, dass ich eine solche Person bin, welcher mit der Zeit diese Fähigkeit verloren ging, denn ich schäme mich zuzugeben, dass ich nun dümmer bin als ich es zur Zeit meiner Geburt war.

Entwicklung_des_Gehirns
Grundlage vorstellenden Begreifens [entnommen aus „Die Entwicklung des Gehirns und seine Risiken“, Frau. Dr. Kipp, Universität Saarland, 2006]

Die Bedeutung eines Satzes ist dessen Gebrauch. Was voraussetzte, dass das darin Bezeichnete beschrieben sei, also jener Referenzgegenstand, auf den mit dem Bezeichner, dem Wort, Bezug genommen, was zwingend erfordere, dass eine bestimmte Vorstellung damit verbunden werde, und gebe es unterschiedliche Vorstellungen zu dem Referenzgegenstand, so wäre ein Bezeichner geschaffen, dem das darüber Bezeichnete fehle, was die Frage aufwerfe, zu welchem Zweck dann der Bezeichner geschaffen.

ukSpeak loud and clear

frParlez haut et fort

isTala hátt og snjállt