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Balu im Cafe Hresso

Wenig ist auf Ísland mehr geächtet als Anwendung von Gewalt.

Das völlige Fehlen von Mimikry verbindet sich auf Ísland – bei Individuen wie auch bei der Gemeinschaft insgesamt – mit absoluter Ächtung jeglicher Gewaltanwendung. Wenig verdeutlicht dies mehr, als eine gewaltsame Auseinandersetzung in der Hitze eines mitternächtlichen Pubs, wenn zu Live-Musik tanzend Individuen angetrunken aneinander geraten. 

Eine junge Frau sitzt allein an einem großen Tisch vor ihrem Bier und erwartet erkennbar, dass sie sich heute nicht allein amüsieren sollte. Sie fällt auf in dem Trubel, da die Nachkommen der Elfen und Tröll eigentlich nie alleine, sondern immer wenigstens zu zweit oder gar in kleinen Gruppen von Pub zu Pub ziehen, andere treffen, und in aller Regelmäßigkeit wiederum in kleinsten Gruppen, nun neu gemischt und zusammengesetzt, bald auch wieder den nächsten Pub ansteuern; in ihrem Verhalten irgendwie an Amöben erinnernd, die auf optimalste Art und Weise futterreiche wie futterarme Terrains durchmessen.

Ein stattlicher Bursche in Lederjacke springt in dieses Treiben, springt mit einem weitausholdenden Schritt in den Pub, zieht – für alle Anwesenden bestens sichtbar – auf der Tanzfläche eine spektakuläre One-Man-Show als Little-Travolta ab. Arme kurbeln, Hüfte schwingt, zum Abschluss der Vorstellung der spektakuläre Kniefall. Um sich dann – der Aufmerksamkeit aller Anwesenden gewiss, obschon kein einziger hinsah, da mit Interessanterem beschäftigt – gemessenen Schrittes an die Theke der Bar zu begeben, und nach der Bestellung eines Drinks sich nach alleinstehenden Seelen weiblichen Geschlechts umzusehen.

Die beiden haben sich gefunden. Bei gemeinsamen Cocktails und erotischem Gereibe an der Bar verrenken sich daraufhin beide sichtlich angeheitert lasziv auf der Tanzfläche in ihr Vergnügen. Der Bursche geht, von Erfolg gesättigt, zurück an die Bar, und gefällt sich dort in angeregten Gesprächen mit den Barmädchen, seine frische Eroberung allein vor sich hin wiegend auf der Tanzfläche zurücklassend.

Das ruft Balu den Bär ins Geschehen. Er trennt sich, ebenfalls allein sitzend, von seinem Glas Wasser; und – einer reifen Birne nicht unähnlich, mit verträumtem Gesichtsausdruck eines Balu – schwebt er nun zur Tanzfläche, mit dem gleichen tänzelnden Unterleib wie eben jener Bär, wie ein Gockel, mit seligem Lächeln im Nirwana der Verzückung sich aufhaltend, um mit der Alleingelassenen, von dieser hoch willkommen, in den siebten Himmel von Fred Astaire zu entschweben.

Solcherlei Verhalten war aber mit dem Selbstverständnis der billigen John-Travolta-Imitation nicht vereinbar, die daraufhin ihr Whiskyglas  nahm, sich von den Barmädchen abwandte, zur Tanzfläche schritt, und den Inhalt des Glases der frischen Eroberung über deren langes Haar schüttete.

Schon strömten zielstrebig aus allen vier Ecken des Pubs die in Schwarz gekleideten Türsteher auf den Burschen zu.

Wer sich nun eine zünftige Schlägerei oder wenigstens erregte Wortgefechte erwartet hatte, kam leider nicht auf seine Kosten. Die Türsteher, alle vier von Beruf Polizisten, welche sich Nächtens über einen zweiten Job im Pub durchs Leben bringen, argumentierten mit den sanftesten, freundlichsten Stimmen und gütigsten Gesichtern solange auf deeskalierende Weise mit dem Burschen, bis dessen erregte und angetrunkene Stimme immer leiser wurde, er sich verständig zeigte, und die Polizisten sich mit einem festen Händedruck von ihm verabschieden konnten. Als beim Hinausgehen die Durchnässte ihm in ihrer Frustration noch einen Fußtritt nachschicken wollte, packte sie einer der Türsteher und trug sie wieder zur Bar zurück, statt sie auch des Pubs zu verweisen.

Wenn nun jemand gehofft hatte, Umstehende würden dieses Spektakel von der unfreiwilligen Dusche bis zur Entfernung des Gewalttäters schaulustig begleiten, wurde dieser herb enttäuscht. Nicht ein einziger würdigte diese Szenerie mit einem Blick. Sie hatten ein interessanteres eigenes Leben, um sich an Ungewöhnlichem Aufregung verschaffen zu müssen, gingen sozusagen, wie Isländer es ausdrücken, in ihrer eigenen Spucke, und wollten darüber hinaus dem begießenden Pudel, da er in ihren Augen sein Gesicht verloren hatte, in aller Freundschaftlichkeit die Peinlichkeit wegen Aufmerksamkeit ersparen.

Ein Vergleich mit Gepflogenheiten in Vergnügungsstätten jener Länder, in welchen Feuerriesen hausen, erübrigt sich.

Es ist nachvollziehbar, dass als Ergebnis eines vom Milch-Absatzkartell des Elfenlands unter den Schülern ausgelobten Poesie-Wettbewerbs folgende Zeilen eines Schülers als Erkenntnis herauskamen, welche die Elfenkinder dann morgens auf den Milchkartons täglich beim Frühstück studieren konnten:

Þá
Mér fannst svo gaman
að kvelja hann
og enginn
þorði að klaga mig


Ég sá hann í dag,
hann er frægur.
Ég öfunda hann,
því hvað er ég?
Ekkert! 1)

Übersetzung:

Damals
war ich so glücklich
ihn zu peinigen
und keiner
wagte mich anzuklagen.

Jetzt
sah ich ihn heute,
er ist berühmt.
Ich beneide ihn;
was bin ich?
Nichts!  

1) Autor unbekannt

Wie die Zukunft, schwarz und bitter?

Lljósmynd:  © Bernhild Vögel

Die isländische Sprache kennt zwei Verben für das deutsche Wort „schreiben“: „skrifa“ und „kvitta“. Intelligentere  Zungen behaupten, das Verb „skrifa“ solle nur  für die Herstellung literarischer Werke angewendet werden, für alles weitere genüge auch das Verb „kvitta“.

Im Jahr 1986, als überÍsland noch bei  „Völker draußen in der großen Welt … die meisten meinten, es sei von Eskimos bewohnt, die sich von Läusen ernährten“ und „es sich nur wenige leisten können, zwischen den Landesteilen hin und her zu rasen, mit Fahrrad auf dem Auto und Boot auf dem Wohnanhängerdach, ein so häufiger Anblick auf deutschen Straßen, wenn es hinaus ‚in die Natur‘ geht“-  um es mit den Worten von Guðbergur Bergsson auszudrücken -,  lag in der Buchhandlung Eymundsson der Band 3/1986, Ausgabe 143 von „die horen“ zu isländischer Nachkriegsliteratur, Kunst und Kultur, mit dem Titel „Wenn das Eisherz schlägt“, herausgegeben von Franz Gíslason, Sigurður A. Magnússon und Wolfgang Schiffer.

Dem Dichter Siguðrur Pálsson in seinem Gedicht „Auf der Straße des Gedichts“ folgend, war es damit möglich, isländische Dichtkunst der Gegenwart auch in deutscher Übersetzung zu lesen. Erfreulicherweise haben gute Gedichte kein Verfallsdatum, da zeitlos.  

Da weder Dichter noch Literat, möge daher für diese Bekanntmachung die Tätigkeit „kvitta“ angewendet werden:

Es mag sein, dass manche Leser Gedichtbände wie einen Maßkrug auf ex hinunterspülen. Eine angemessene Annäherung wäre allerdings, Gedichte wie einen guten roten Tropfen aus Barrique-Lagerung zu genießen, Schlückchen für Schlückchen schlürfend, mit viel Sauerstoff vermischt und mit Pausen dazwischen, um den Schluck im Abgang voll wirken zu lassen. Bei manchen Gedichten bleibt der Nachklang ein Leben lang,  so wie auch bei dem Gedichtband „Dass die Erde einen Buckel werfe“, Gedichte von Wolfgang Schiffer in deutscher Sprache, erhältlich am 21. Februar 2022 im deutschen Buchhandel, herausgegeben vom ELIF-Verlag. 1)

Nun, der Genuss gelänge sicherlich auch ohne Alkohol, zum Beispiel bei einer Kanne Kaffee. Ein Getränk, welches auf Ísland in jener Zeit, als noch kein Alkohol in den Restaurants und Cafes ausgeschenkt wurde, in 1 Literkannen serviert wurde. Demnach in jener Zeit, als auch noch keiner fragte, wie man denn den Kaffee wünsche. Heutzutage, wo die diversen möglichen Varianten mit der Anzahl an Varianten zu wohlfeilem Hunde- und Katzenfutter konkurrieren, mag der  Gourmet auf jene Art und Weise antworten, welche „smart Icelandic“ genannt wird : „Wie die Zukunft, schwarz und bitter.“

Nur soviel: Solange es Gedichte gibt, gibt es auch Anlass zur Hoffnung, dass die Zukunft nicht schwarz und bitter werde.  Es wäre daher zu wünschen, dass eines Tages das Gedicht „Lamento und Eingeständnis“ des Dichters Wolfgang Schiffer als öffentlicher „Sprechakt“ (Manifest) von allen Lesern unterzeichnet werden könne, mit dem Versprechen, von nun an damit zu beginnen, diesem Irrsinn abzuschwören und im Sinne des Verfassers durch Taten und Unterlassungen die Welt endlich in eine Lebenswertere aktiv zu verändern.

Bleibt noch zu wünschen, dass alle Gedichte des Dichters Wolfgang Schiffer eines Tages auch in isländischer Übersetzung erhältlich sind, und dass er fortsetzen möge, indem er noch weitere Gedichte hinzufüge; dass seine Hände weiterhin um seine Gunst buhlen, um es mit den Worten des Dichters Werner Friebel auszudrücken:

Die Hände buhlen um meine Gunst

Fleißig zieht die Rechte
Tintenbahnen über’s Blatt:
Hüpft unterwürfig dienstbereit,
meinen Gedanken Form zu geben;

derweil die Linke ruht
und katzenartig eingerollt
den Augenblick erschnurrt,
meinem Mund den Wein zu reichen.

1) „Dass die Erde einen Buckel werfe“. Gedichte, ELIF Verlag, Nettetal 2022, ISBN 978-3-946989-43-1

Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt

Lljósmynd:  © Kári Þór Jóhannsson, Fiskbúð Sjávarfangs

Ein Reisender begleitete seinen Sohn zum Flughafen. Der Fahrgast neben ihm – dieser war dem Ornat nach ein Ordensbruder und seiner Aussage zufolge als Missionar nach Kasachstan unterwegs, um neue Schäfchen durch Almosen zu gewinnen, ergriff die Gelegenheit, dem Vater-Sohn-Gespräch mit hilfreichen Sätzen beizuwohnen. Zu guter Letzt stellte er die Gretchenfrage: „Bist du ein Christ?“

Worauf der Vater antwortete:

„Du stellst eine Frage, auf die es keine Antwort gibt. Denn stelltest Du die Frage über mich dem Einen, so antwortete dieser mit ‚Ja‘. Und stelltest Du dieselbe Frage über mich einem Anderen, so antwortete dieser mit ‚Nein‘.

Der Grund ist darin zu finden, dass beide Lügner sind. Denn die Antwort kennt nur die Letztbegründung allein, und diese antwortet niemandem.

Du hättest mich auch fragen können, ob ich Moslem oder jüdischen Glaubens bin. Die Antwort hätte nur dieselbe sein können.“

Dann hielt der Zug am Flughafen.

Der richtige Weg? Immer der Nase nach!

Auf die Frage nach dem Weg zur besten Küche gibt es nur eine richtige Antwort, um spätere Beschwerden möglichst zu vermeiden: „Immer der Nase nach!“

Abseits jener Politik, welche keine intelligentere Lösung entwickelte, als dem Staatsvolk ums Maul zu gehen oder ihm Angst einzuflößen (worunter Íslands intelligentere Maßnahmen nicht zu zählen sind), also zwischen Zuckerbrot und Peitsche zu schwanken (2G-Regel und Berufsverbot für Ungeimpfte), bemühen sich kompetente Wissenschaftler schon seit Beginn der Pandemie, das Covid-19 Virus exakt dort zu zerstören, wo es bei seinem mörderischen Werk ansetzt: in der Nase.

Auf Ísland gibt es daher in allen Apotheken bereits seit langem das Nasenspray Viruxal, welches in Testreihen in-vitro 99,97 % der Viren bereits in der Nase zerstört; von dem Pharmaunternehmen Kerecis entwickelt, welches sich weltweit bereits einen besten Ruf in den Kliniken der Welt dadurch erwarb, indem es ein Wundpflaster bereitstellte, das erfolgreich bei schwersten Verletzungen eingesetzt werden konnte. Dem Vernehmen nach soll dieses Wundpflaster aus der Haut des Kabeljau gewonnen werden, einem Abfallprodukt der Fischverarbeitung. Sollte dem so sein, wäre damit isländischen Wissenschaftlern gelungen, aus jenem, was vormals als Abfallprodukt gewertet, die letzte Rettung für Schwerstverletzte entwickelt zu haben. War nicht nach dem Wunsch von Alfred Nobel der Nobelpreis für Medizin an jene zu verleihen, welche mit ihrer Entdeckung auf dem Gebiet der Biologie und Biochemie den größten Nutzen für die Menschheit erbracht haben?

Lljósmynd:  © Bernhild Vögel

Nun veröffentlichte das französische Magazin „ouest france“ am 01.02.2022 einen Artikel von Pauline Bourdet, dass darüber hinaus Anfang 2023 auch noch klinische Studien zu einem  nasalen Impfstoff beginnen sollen: „Covid-19. Vaccin nasal 100% français : des essais cliniques « début 2023 » pour un lancement en 2024“.

Wir haben uns bemüht, den Artikel für deutsche Redaktionen und geneigte Leser einigermaßen ins Deutsche zu übersetzen:

Covid19. 100 % französischer nasaler Impfstoff: klinische Studien „Anfang 2023“ für den Start im Jahr 2024

Weltweit werden fast 300 Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt. Alle per Injektion, mit Ausnahme von etwa zwanzig von ihnen, die an einer „nasalen“ Lösung arbeiten.

Diese in Schweden, England, China, Frankreich und den Vereinigten Staaten untersuchte Strategie hätte viele Vorteile, indem sie das Virus an seinem Eintrittspunkt, der Nase, angreift und so seine Ausbreitung im Körper verhindert. Es könnte auch ergänzend zu laufenden Impfkampagnen oder als Erstimpfung eingesetzt werden.

In Frankreich hat sich eine gemeinsame Einheit des Institut Pasteur-TheraVectys und ein Forscherteam der Universität Tours und Inrae (Nationales Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt) mit dieser Frage befasst. Update zu diesem Projekt mit Isabelle Dimier-Poisson, Mitbegründerin des Start-ups LoValTech, verantwortlich für die Entwicklung und Nutzung dieses 100 % französischen nasalen Impfstoffs.

Was sind die Vorteile einer nasalen Impfung?

Injektionsimpfstoffe lösen eine systemweite Immunantwort aus und kontrollieren schwere Formen der Krankheit. Diese Immunität konzentriert sich jedoch nicht auf Mund und Nase, was beispielsweise die Kontamination oder den Geschmacksverlust bei geimpften Personen erklärt. Im Fall von Covid-19 ist die Haupteintrittspforte für das Virus die Nase, wo die Schleimhäute über eine eigene Immunabwehr verfügen. Letztere entwickeln – auf die Probe gestellt – eigene Antikörper, die lokal auf die in Nase, Magen und Lunge vorhandenen Schleimhäute wirken. Der nasale Impfstoff wird es daher ermöglichen, das Virus von seinem Ankerpunkt aus zu bekämpfen und so eine Ansteckung zu verhindern.

Derzeit schützt der Impfstoff vor schweren Formen von Covid-19. Aber wenn wir infiziert sind, wird sich das Virus in der Nase vermehren und wir werden es auf die Menschen um uns herum übertragen“, betont Isabelle Dimier-Poisson, Forschungsdirektorin, Leiterin des BioMap Inrae-University of Tours-Teams und Mitbegründerin des Starts – LoValTech.  „Mit unserem Impfstoff stoppt die Immunantwort der Nasenhöhle das Virus sofort. Wir werden vor schweren Formen geschützt, da das Virus nicht in die Lunge gelangt, aber vor allem haben wir keine Möglichkeit, das Virus zu übertragen. Und wenn es uns gelingt, die Vermehrung und Verbreitung des Virus zu verhindern, könnten wir das Auftreten neuer Varianten stoppen.

Wie wirkt dieser Impfstoff?

Momentan arbeitet das Institut an einer Vermarktung für Ende 2023, Anfang 2024. Bis zu diesem Horizont lassen sich die Varianten nicht vorhersehen. Um das Problem zu beheben, setzt BioMap auf Proteine: das Spike-Protein, das in allen derzeit vermarkteten Impfstoffen vorhanden ist, aber auch stabilere virale Proteine.

„Dies ist ein Mehrwert des Impfstoffs, der es ermöglicht, universell und multifunktional für die derzeit im Umlauf befindlichen Varianten und für zukünftige, noch nicht existierende Varianten zu sein“, fügt der Forschungsleiter hinzu. Biokompatibel, biologisch abbaubar, biologisch eliminierbar, wird dieser Impfstoff daher auch bei Kindern anwendbar sein.

Der Impfstoff wird zweimal im Abstand von drei Wochen von medizinischem Fachpersonal nasal verabreicht. Das Gerät, eine Art „optimiertes Spray“, gibt eine genau dosierte Flüssigkeit in Form von Mikrotröpfchen ab, die alle Nasenhöhlen umhüllen. Die Verabreichung erfolgt am Eingang der Nasenlöcher ohne Penetration, wodurch dieser Impfstoff viel weniger invasiv ist als derzeitige Tests.

Abschließende Tests an Mäusen

An der Yale University (USA) hat ein Team bereits gezeigt, dass die intranasale Impfung im Gegensatz zur Impfung durch Injektion einen erweiterten Schutz gegen ein ganzes Spektrum von Atemwegsviren bietet. Die Forscher testeten einen proteinbasierten Impfstoff an Mäusen durch Injektionen und intranasal, bevor sie sie mehreren Influenzavirusstämmen aussetzten. Mäuse, die intranasal geimpft wurden, waren viel besser geschützt als Mäuse, die durch Injektion geimpft wurden.

In Frankreich waren die ersten Tests des LoValTech-Impfstoffs an Mäusen schlüssig. „Geimpfte und infizierte Tiere sterben nicht, zeigen keine klinischen Anzeichen, was uns sagen lässt, dass unser Impfstoff genauso gut wirkt wie aktuelle Impfstoffe. Umgekehrt wiesen infizierte und ungeimpfte Tiere hohe Mengen an viraler RNA in den Lungen und Nasenhöhlen auf.“

Für wen ist dieser nasale Impfstoff bestimmt?

Dieser 100 % französische Impfstoff, der zwischen Tours, Toulouse, Saint-Malo und Monts entworfen, entwickelt und getestet wurde, könnte mehrere Arten von Bevölkerungsgruppen betreffen: In Ländern wie Frankreich, in denen die Impfrate zufriedenstellend ist, würde er als „Schleimhaut“ dienen, die Immunantwort und die Übertragung des Virus verhindern.

In Ländern mit geringer Durchimpfungsrate könnte sie als Grundimmunisierung eingesetzt werden und vor schweren und mittelschweren Formen schützen. „Leider haben viele Länder keinen Zugang zu Impfungen: Heute ist weltweit nur jeder Zweite geimpft“, erinnert sich Isabelle Dimier-Poisson. „Wir müssen eine globale Reflexion haben, indem wir dafür sorgen, dass das Virus nicht mehr zirkuliert.“

Auf dem Weg zu einem 100 % französischen Impfstoff

Inrae ist seit Juni 2020 im Rennen und gab am 20. Januar 2022 die Gründung eines Start-ups bekannt, das für die Entwicklung und den Betrieb seiner Lösung verantwortlich ist: LoValtech. Dieses Unternehmen besitzt die exklusive Lizenz zur weltweiten Nutzung des Patents und will das Projekt von den verschiedenen Entwicklungsphasen bis hin zu Versuchen am Menschen steuern.

Für die Entwicklungsphase hat das Forschungsteam bereits Unterstützung in Höhe von 50.000 € von der nationalen Forschungsagentur (ANR) und der Region Centre-Val-de-Loire erhalten. Dann ein Umschlag von 2,4 Millionen Euro, finanziert vom Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation und der Universität Tours.

LoValtech muss noch die fehlenden drei Millionen Euro aufbringen, um klinische Chargen zur Verabreichung an Menschen herzustellen. Dann folgen die verschiedenen Phasen klinischer Studien mit einer wachsenden Zahl von Freiwilligen, die es ermöglichen, die Sicherheit, die Immunantwort und die Wirksamkeit eines Impfstoffs zu bewerten. „Für Phase I und II braucht es 30 Millionen Euro, dann zehnmal mehr für Phase III …“ „Erhebliche“ Summen, betont der Mitgründer des Start-ups, für das LoValtech Gelder aufbringen muss, wenn es denn geht, will es seinen Impfstoff Ende 2023, Anfang 2024 vermarkten.

Anmerkung: Statistik zur gegenwärtigen Situation

Die Krux mit der Grammatik

Es steht wohl mittlerweile außer Zweifel, dass sich alle Lebewesen stets auf die eine oder andere Weise unterhielten. Der Fortschritt der Untersuchungen ist bereits weit fortgeschritten und es liegen nun auch Berichte namhafter  Wissenschaftler  vor, welche die Kommunikation auch bei  Walen, Tintenfischen, etc. nachweisen.

Es wurde auch längst festgestellt, dass Lebewesen Zeichen nichtverbaler Form zur Kommunikation entwickelten, zum Beispiel die nicht übersehbaren  Markierungen der Gattung Hund, mit welchen diese ihr Revier markieren.  Doch es ist nicht nur die Gattung Hund, welche mit nonverbalen Zeichen kommuniziert und es fanden sich bei anderen Tiergattungen bereits fortschrittlichere Formen als jene, einfach ein Bein zu heben.

Auch das Ereignis, dass Gattungen in Verbänden zur Zusammenarbeit neigen, um Probleme zu lösen, welche sie als einzelnes Individuum nicht lösen könnten, ist hinlänglich bekannt, vom Wolfsrudel bis zu den Orcas, welchen es erst gemeinsam gelingt, eine auf eine Eisscholle geflüchtet Robbe wieder herunter zu schubsen.

So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Gattung Homo sapiens eines Tages die Idee entwickelte, ihre verbale Kommunikation, also die Laute, auf Schriftzeichen zu übertragen, sich darüber zu einigen, welches Schriftzeichen welchem Laut entspreche und welche Zusammensetzung von Schriftzeichen welche Bedeutung habe, womit die Wiege sowohl für Information, als auch für Poesie und Meinungsfreiheit gelegt.

Jedoch ist auch für jedermann  nachvollziehbar, dass Worte alleine nicht genügen, um eine Aussage zu formen, solcherart Zusammenrottungen einmal ausgenommen, welche im übelsten Fall nur das Wort „Feuer!“ benötigen, um mitzuteilen, dass dieser Mensch da nun exekutiert werden solle, oder auf der anderen Seite jene Bergsteiger, welche beim Klettern in den Bergen „Egon!“ rufen, um den Kletterkameraden vor Steinschlag zu warnen.

Was notgedrungen dazu führte, eine Vereinbarung dahingehend zu treffen, dass auch Zusammenhänge mitgeteilt werden können, womit auch die Geburtsstunde der Grammatik geschlagen hatte.

Sollte es jemals so etwas wie eine „Schwarmintelligenz“ gegeben haben, dürfte diese wohl in den  Ausgestaltungen der diversen Grammatiken der unterschiedlichsten Gemeinschaften liegen, welche sich damals vermutlich auch nicht über die hierzu erforderliche Konstruktion dieser oder jener Grammatik austauschten, da voneinander nichts wissend. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass diese vom Interesse geleitet war, welche Zusammenhänge denn nun von allgemeinem Interesse wären und welche nicht. Im Groben ließe sich dazu feststellen, dass über alle Völker mehr oder weniger ein Interesse daran vorhanden war, Fragen von Antworten zu unterscheiden, zeitliche Abfolgen darzustellen, den Objekten Eigenschaften zuordnen, Schlussfolgerungen aufstellen zu können, und was da noch so an gemeinsamem Interesse mehr vorhanden.

Bei all diesen Konstruktionen stolperte man mehr oder weniger genussvoll über den sogenannten „Genus“, will sagen „Gattung“ oder „Geschlecht“, so als ob „Gattung“ und „Geschlecht“ synonym wäre. Naja, die Griechen vermutlich mal wieder.  Nun wäre dieser winzig kleine Partikel in den diversen Grammatiken keineswegs erwähnenswert, da die meisten der seitdem „maskulin“ und „feminin“ genannten Wörter ohnehin gar kein biologisches Geschlecht aufweisen – oder kenne da womöglich doch einer das Geschlecht von Stein und Erde -, in einigen  Genus-Systemen die Zuordnung der Genera zu den Substantiven sogar gleich vollständig unerheblich war  und daher zum Beispiel mit dem Füllsel „the“ ausgefüllt  wurde, aber – was soll‘s.

Die kyrillische Schrift verzichtete gleich vollständig auf den Artikel und löste das Problem, indem der letzte Buchstabe eines Nomens den Genus bestimme: war es ein Konsonant, dann war das Objekt maskulin, war es der Vokal „a“, dann war es der Genus „feminin“. Das heißt, nicht vollständig: So wird der Kompaniefeldwebel im Russischen „старшйиа“ („starschina“ mit scharfem „s“ zu Beginn, stimmhaften „sch“ in der Mitte und Betonung in der letzten Silbe mit „a“) genannt, allerdings trägt dieser auch den Titel „Mutter der Kompanie“.

Im Deutschen wurde noch das Neutrum hinzugenommen, allerdings auch nicht unbedingt sehr konsequent. Dem Frosch wurde der maskuline Genus zugewiesen (vermutlich handelt es sich seitdem bei dem lauten nächtlichen  Quaken um den Protest der Fröschinnen) , die Schwalbe wurde feminin (seltsam, hat sich schon eine Schwalbe darüber beschwert?), die Kuh und der Ochs waren zufrieden (der Ochs?) und dem Schaf  war das alles einerlei.

Im Arabischen war man gewillt, unterscheiden zu können, ob sich da nur Männer zusammenrotteten, nur Frauen sich ein Stelldichein gaben, oder es sich um eine Mischpoke handelte.

Noam Chomsky, mittlerweile emeritierter Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT),  der großes Interesse an Sprachwissenschaft zeigte, verknüpfte dann die Wissenschaftsdisziplinen Linguistik, Kognitionswissenschaft und Informatik im Rahmen seiner Untersuchungen von formalen Sprachen zu einem Versuch einer Universal-Grammatik. Nun denn, damit waren der Compiler und die Automatentheorie geboren, welche heute die Grundlage bilden für  so manchen groben Unfug, welcher einem so im Laufe des Lebens an diesen neuen Geräten zur Kommunikation angeboten werden, wie zum Beispiel dieser Text. Nichts als Algorithmen, an welches Gerät sich einer auch aus Not oder Interesse an Entertainment wenden mag. Was die Frage aufwerfe, wie denn nun den Algorithmen beizubringen wäre, diesen Genus korrekt abzubilden und dies noch mittels der bescheidenen Mittel, welche dafür ausschließlich zur Verfügung stehen, der Null und der Eins.

Nun, wie wäre es damit, andere Erklärungsebenen zu bemühen, zum Beispiel die Feststellungen eines  alten Philosophen, welcher zwei Methoden anwandte, die analytische und die zusammensetzende Methode:

„Es scheint sich nun das Beseelte vom Unbeseelten vor allem durch zwei Dinge zu unterscheiden: Durch Bewegung und durch Wahrnehmung.“ [403b16]

Ein weiterer Philosoph griff diese Erkenntnisse auf, und entwickelte daraus drei Stufen auf Grundlage derer vorhandenen Funktionen, wobei die folgende Stufe auf den Funktionen der vorherigen Stufe aufbaue:  die vegetativen Gattungen, die tierischen Gattungen und die menschliche Gattung.  Die Funktion der vegetativen Gattungen beschränke sich auf das Wachstum, die Ernährung und die Zeugung. Die Funktion der tierischen Gattung  sei es, Einzelheiten wahrzunehmen und die willentlichen Bewegungen umzusetzen. Die Funktionsart der menschlichen Gattung, d.h. die Vernunft, werde aus der willentlichen Entscheidung erzeugt.

Wozu sollte sich folglich auf der Stufe drei sich einer darüber den Kopf zermartern, weil die alten Griechen noch nicht den Unterschied zwischen Gattung und Geschlecht kannten – Athene soll ja der Orestes-Sage nach dem Kopf des Zeus entsprungen sein -, und nun irgendjemand die steile These auf den Tisch knallte, es sei das sprachliche Element des Genus, welches unsägliches Unheil über die Menschen brächte und keineswegs deren Gesinnung, welche bekanntlich ja keineswegs aus dem Genus entstand – im anderen Fall hielten diese ja alle Frösche für Männer, alle Schwalben für Frauen und beim Schaf gäbe es weder das Eine noch das Andere – , kurz: sich mit dem Disput um korrekte und falsche Zuweisungen zu beschäftigen und damit wertvolle Zeit zu verlieren, die dazu geschaffen, zum Beispiel ein Gedicht von Sigurður Pálsson zu lesen, das von Erkenntnissen getragen wurde, wunderschön ins Deutsche übersetzt von Wolf Kühnelt, veröffentlicht im Jahr 1986 in der Ausgabe 143, 31. Jahrgang, Band 3 von „die horen“ (ISSN 0018-4942) :

Auf der Straße des Gedichts

Laß uns eine Spritztour machen
hinaus auf die Straße des Gedichts
Weg von hier ja weit weg
von der zitternden Einsamkeit in beißender Kälte
auf der leergefegten Hauptstadtbühne
dieser berstenden Kleinbürg
erhölle

Ich werde dich mit Worten streicheln
vor allem aber weg von hier
aus der Hölle der Konsumpflicht
der Apathie ewigen Widerkäuens
dem Gift der Zeitungssuppe

Ja laß uns einen Ausflug machen auf die Straße des Gedichts
Weg von der Schmeichelei der Unkritischen
Der Monotonie der Wortfaulen
Der Heuchelei der Sitzungssüchtigen
Selbstunterdrückten und sich selbst belügenden Unterdrücker

Weg von hier jetzt und sofort
hinaus auf die Straße des Gedichts
Brechen wir nach und nach alle Brücken ab
verlassen wir der Gletscherflüsse beständige Gefahren
Wandern wir zusammen auf dem Gedichtsweg
suchen wir und was wir finden
ist unser Fund und nicht
die vorgeschobene Wahrheit der Risikoscheuen

Weg von hier jetzt und sofort !
Von der Monotonie ungefährlicher Scheingefechte
Von der Monotonie selbstgefälliger Unveränderlichkeit
Von der Monotonie abgesicherter Wahrheitskommoden

Hinaus auf die Gedichtswege laß uns gehen
alles steht auf dem Spiel
Eigentum und Wissen und Programme
Kopf und Kragen

Aber vergiß nicht: das was wir finden
ist unser Fund“

besinnungs-los

Ljósmynd: Delphine & Thibault, www.omch.ch

Rasend auf geteerten Straßen
reißen Uhren uns entzwei
lassen uns den Tag durchrasen
fort vom Leben wie ein Schrei.

Hetzend, keuchend wie Maschinen
ducken wir uns jeder Macht
abends hinter den Gardinen
werden Träume umgebracht.

Müssen dieses, jenes haben
finden nie bei Neidern Ruh
sehen nicht die schwarzen Raben
schließen uns die Augen zu.

Schemen taumeln durch den Nebel
lallen blindlings ihren Wahn
lutschen gierig ihre Knebel
nichts begriffen, schon getan.

Jagend schieben sich die Zeilen
schwärzend auf ein Stück Papier
sollen kurz bei dir verweilen
zwischen Hast und Lebensgier.

Sehnen sich doch meine Hände
voller Sehnsucht nach den deinen
hören sich bis an ihr Ende
lauthals lachend lautlos weinen.

Meiner Lebensgefährtin in Dankbarkeit gewidmet, anläßlich unseres gemeinsamen 25. Hochzeitstages

Das Radfahrerprinzip

Erkenntnisbezogenes Vermögen bis 722 n. Chr., Cartoon von zenundsenf ©

Jede Politik, auf welche Ideologie sie sich sonst auch berufen mag, ist verlogen, wenn sie die Tatsache nicht anerkennt, dass es keine Vollbeschäftigung für alle mehr geben kann und dass die Lohnarbeit nicht länger der Schwerpunkt des Lebens, ja nicht einmal die hauptsächlichste Tätigkeit eines jeden bleiben kann.” (André Gorz, Sozialphilosoph)

Gegenwart wie Vergangenheit belegen unübersehbar, dass die Analyse von André Gorz gründlich und solide ist. Mit dem einst von der EZB in Umlauf gebrachten Begriff Helikopter-Geld steht endgültig der Kaiser für jeden sichtbar ohne Kleider da, die Extrapolation von André Gorz wird bestätigt: “Eines Tages muss sich der Kapitalismus seine Kunden kaufen, indem er Zahlungsmittel umsonst verteilt“.

Es wurde öffentlich, dass nicht der sogenannte Arbeitgeber es ist, der für Erwerbsarbeit sorgt, sondern der Verbraucher, denn der Verbraucher schafft Erwerbsarbeit, der sogenannte Arbeitgeber nur dann, wenn sie sich nicht vermeiden lässt.

Dazu wäre aber die Ausschüttung von Helikopter-Geld gar nicht erforderlich, es genügte schon, wenn die Gesellschaften damit aufhörten, auch noch Steuern auf das Existenzminimum zu erheben, also auf jenen Notbedarf, um physisch überleben zu können. Von einer Gesellschaft, die sich einverstanden zeigt, dass selbst auf den Mangel Steuern erhoben werden, ist jedoch weder zu erwarten, dass sie exakte und präzise Analysen davon abhalten könne, weiterhin eloquenter Unlogik von Rosstäuschern nachzulaufen, noch dass sie jemals das einst für alle gültige natürliche Recht auf Nahrung und Unterkunft wieder in Kraft setzen werde. Sie dürfte darauf beharren, das Problem sei mit der Schaffung von Arbeitsanreizen lösbar, obschon vom Arbeitsanreiz kein armutsbekämpfender Effekt zu erwarten ist, wenn es nicht ausreichend Arbeitsplätze gibt. Arbeitsanreiz produziert keine Arbeitsplätze, Verbrauch hingegen schon.

Die Schweizer stimmten am 5. Juni 2016 darüber ab, ob sie ein sogenanntes bedingungsloses Grundeinkommen einführen wollen oder nicht. Bei diesem Terminus handelt es sich um nichts Geringeres als um sehr alten Wein, um das natürliche Recht auf Nahrung und Unterkunft, das einst jedem Einzelnen von der Gemeinschaft gewährt wurde, da es noch als grober Unfug galt, dieses natürliche Recht etwa zur Disposition stellen zu wollen. In jener Zeit wurde gejagt, gesammelt, das Feld bestellt, und die Früchte dieser Arbeit – da dies selbstverständlich war – mit jenen geteilt, die aus verschiedenen Gründen nicht jagen, sammeln, oder das Feld bestellen konnten. Aber in jenen Zeiten hatten die so Werktätigen auch nur das Nötig-ste, und nicht darüber hinaus. Nur wer schmeckt kennt den Geschmack. Jenseits dessen ist nur Gefasel.

Es ist das Verdienst von Kurt Tucholsky, bereits im Jahr 1919 auf eine entartete Spezies der gens humana hingewiesen zu haben, die in Folge als das deutsche Phänomen Radfahrerprinzip das verfügbare Vokabular um ein Wort erweiterte, welches das typische, opportunistische Verhalten des autoritären Charakters bezeichnet. Carl Zuckmayer legte 1931 dann das Prinzip seinem Hauptmann von Köpenick in den Mund: “Das ist ein Radfahrer. Nach unten tritt er, nach oben buckelt er“. Es wird verständlich, aus welchem Grund einer, der endlich selbst oben angekommen ist das nach-oben-Buckeln der anderen einfordert, und unfähig bleibt, nicht nach unten zu treten.

So ist nicht verwunderlich, dass in Deutschland ein Ministrant mit Jo-Jo-Effekt, ein Einzelhandelskaufmann, der sich gerne mit den Statussymbolen Bierflasche und Zigarre umgab, und ein Straftäter, dessen Straftaten zu jenem Zeitpunkt noch unentdeckt waren, sich fragten, ob der deutsche Arbeitslose weiterhin in einer Hängematte auf Mali liegen darf, und dort faulenzend vom Geld des arbeitenden Volkes lebt. Denn dass dem so sein müsse, hatte schließlich kein geringerer als ein Messdiener behauptet, nach seinem Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte und Theologie.

Ist einer unten, ist es ausgesprochen schwierig, ja sogar unmöglich, nach unten zu treten. Es sei denn, es werde ein noch zu bestimmendes Unten aus dem Unten herausgenommen, was dazu führt, dass jene, die unten sind, wieder etwas unter sich haben, wonach sie treten können. Dass dies gelingt, dafür sorgen entsprechende Substantivierungen wie Juden, Zigeuner, Arbeitslose, Asylanten, etc., und sollten diese Wörter noch nicht genug Reizwirkung entwickeln, kann noch einer draufgesattelt werden, wie z. B. Wucherer, Wirtschaftsflüchtling, Sozialschmarotzer, etc. Im Übergang vom Einzelschicksal zur amorphen Menge befreit sich der Mensch zwingend von möglichem Wissen, entledigt sich erleichtert wahrnehmbarer Qual, phantasiert sich der Ungerechte erfolgreich in die Rolle des  Gerechten. Denn je umfassender die Ahnungslosigkeit, umso umfangreicher der Beifall.

Erkenntnisbezogenes Vermögen ab 722 n. Chr., Cartoon von zenundsenf ©

Gesellschaften, die von sogenannten wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaften primitive Gesellschaften genannt werden, kamen zu keiner Zeit auf die abstruse Idee, negatives Unrecht gegenüber einer Vielzahl als Ultima-ratio auszugeben, um darüber ein positives Unrecht gegenüber einem geringen Bodensatz zu minimieren. Es fehlten dort die notwendigen Zuchtmeister der Zivilisation, der Apostel Paulus und Adolf Hitler, die da lehrten: “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!

Das bis dahin praktizierte natürliche Recht jedes Einzelnen auf Nahrung und Unterkunft wurde seitdem davon abhängig gemacht, ob jener arbeite oder nicht. Selbstverständlich betrachteten beide Zuchtmeister ihre eigene Tätigkeit als Arbeit. Der eine sah seine eigene Arbeitsleistung darin, zahllose Briefe zu schreiben und zu reden, der andere darin, Millionen von Menschen in den Tod zu schicken.

Nun verhielt es sich bei dem bis dahin praktiziertem natürlichen Recht jedes Einzelnen auf Nahrung und Unterkunft so, dass die Menschen damals noch über das Wissen verfügten, dass es Arbeit geben kann oder nicht, und dass darüber hinaus es auch einleuchtende Gründe dafür geben könne, dass einer keiner Arbeit nachgehen kann, obschon Arbeit vorhanden wäre. So dass sie gar nicht auf die Idee kommen konnten, dass jener, der nicht arbeite, auch nicht essen solle.

In Deutschland ist das deutsche Bundesfinanzamt bemüht, in seinem Museumsführer die 5.000 jährige Geschichte der Steuern aufzuzeigen: “Mit dem Zehnt fing es an”. Was das Bundesfinanzamt in Deutschland dabei verschweigt, ist nicht nur die Tatsache, dass dies gar nicht zutrifft, sondern auch, dass heute sogar bei den Geringverdienern es bei der Hälfte des Erworbenen immer noch nicht aufhört, da zu den Sozialversicherungsbeiträgen und direkten Steuern auch noch zahllose indirekte Steuern und Gebühren hinzukommen. Zudem handelte es sich bei der ca. 2.500 Jahre alten Idee des Zehnt der Israeliten um eine Abgabe, die das natürliche Recht jedes Einzelnen auf Nahrung und Unterkunft für Ausländer, Witwen, Waise, etc. sicherstellen solle, es war auch Konsens, dass dieser nur hierfür verwendet werde, wobei die Leviten nur ein Zehntel dieses Zehntel davon behalten durften, demnach 1 Prozent.

In Folge übernahm der Klerus des Christentums die Idee des Zehnt, und widmete ihn 722 nach Chr. um: “Aus den Einkünften der Kirche und den Opfergaben der Gläubigen soll er vier Teile machen: Einen davon soll er für sich behalten, den zweiten unter den Geistlichen verteilen, entsprechend ihrem Eifer in der Erfüllung ihrer Pflichten, den dritten Teil soll er an die Armen und Fremden geben, den vierten soll er aber für den Kirchenbau zurücklegen.” Ab da behielten die europäischen Leviten Dreiviertel des Zehntel, demnach blieben für den ursprünglich angedachten Zweck nur noch 2,5 Prozent.

Erst die “Bill of Rights” ermöglichten, dass sich die Gemeinschaft auch nicht mehr um die Schwerkranken zu kümmern brauche. Was dazu führte, dass heute in den Vereinigten Staaten etliche Ärzte und Krankenpersonal in Eigeninitiative jeden Sonntag sich in ihrer Freizeit in Krankenhäusern treffen, um jene unentgeltlich durch Behandlung und Operationen zu retten, die sich keine Krankenversicherung leisten können. Da diesen Menschen mit deren Eigeninitiative aber keine Einnahmen daraus entstehen, kann es sich bei dieser Tätigkeit – folgt einer der neuen Definition von Arbeit, dass nur Erwerbsarbeit Arbeit sei – nicht um Arbeit handeln.

Der Satz von Paulus und Hitler, dass wer nicht arbeite auch nicht essen solle, führte notgedrungen zur Bedürftigkeitsprüfung, wobei Arbeit nur dann als Arbeit zu gelten habe, falls diese Erwerbsarbeit. Nach dieser Definition ist folglich die Tätigkeit, Millionen Menschen in den Tod zu schicken, eine Arbeit, während Menschen durch Behandlung und Operationen vor dem Tod zu retten, keine Arbeit sei. Denn für die eine Tätigkeit wurde Entgelt gezahlt, für die andere nicht.

Nun wäre sicherlich nichts gegen eine Bedürftigkeitsprüfung einzuwenden, könnte über diese verhindert werden, dass sich einer auf Bali in die Hängematte lege anstatt zu arbeiten. Wobei zu fragen wäre, aus welcher Quelle denn die Behauptung sich speise, ein bedingungsloses Grundeinkommen werde dazu führen, dass sich einer auf Bali in die Hängematte lege anstatt zu arbeiten. Haben doch eine Reihe von Feldstudien zwischen 1969 und 1982 dies nicht bestätigt. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen und dokumentiert, dass bei unbedingtem Grundeinkommen unter existenzsichernden Bedingungen allein erziehende Mütter ihre Arbeitszeit zwischen 12 und 28 Prozent verringerten, während die meisten Männer einfach wie vordem weiterarbeiteten. Dafür sank die Scheidungsrate signifikant, und auch die Schulergebnisse von Kindern der Versuchsgruppe änderten sich: “Verbesserungen der Resultate in Lese-Tests waren für Schüler vom vierten bis zum sechsten Schuljahr statistisch bedeutsam. Die Lesefähigkeit dieser jüngeren Kinder stieg also merkbar. Für ältere Schüler vom siebten bis zum zehnten Schuljahr wurden hingegen keine positiven Effekte gemessen. Je länger eine Familie schon der Experimentiergruppe angehörte, desto größer waren auch die zu erwartenden Fortschritte ihrer Kinder in der Schule. Bei Schülern aus den ärmsten teilnehmenden Familien (mit der größten Transfersumme) wurden die stärksten Verbesserungen registriert. Sie profitierten somit am meisten von der höheren Einkommensgarantie. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche aus armen Familien unter einem solchen Programm die obligatorische Schulpflicht (10 Jahre) erfüllen, ist um 20% – 90% größer als die Chance für ihre Altersgenossen aus der Kontrollgruppe.”

Der Vergleich aus Mehrausgaben, da ein minimaler Teil daraufhin seine Arbeitszeit verringerte, mit den Einsparungen, die aus geringerer Scheidungsrate und bessere Schulergebnisse der Kinder resultiert, unterblieb aus nachvollziehbaren Gründen. Es bestand die Gefahr, dass nachgewiesen worden wäre, dass das bedingungslose Grundeinkommen die Allgemeinheit billiger kommen würde als die Fortsetzung der bisherigen Praxis. Sind doch bei genauer Analyse 32,3 % der Sozialhilfeempfänger Kinder unter 15 Jahre, 37 % Jugendliche unter 18 Jahre alt, 8,4 % Alleinerziehende, die auch beim Empfang von Sozialhilfe nicht arbeiten müssen, solange sie ein Kind unter drei Jahren oder zwei Kinder unter 7 Jahren betreuen, 9,7 % über 60 Jahre alt und 4,7 % wegen Krankheit, Behinderung und Arbeitsunfähigkeit Empfänger von Sozialhilfe. Das wären dann 92 %, die dem Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung stehen können, und zwar unabhängig davon, ob diese ein bedingungsloses Grundeinkommen erhielten, oder nicht.

Nun wäre die Modernisierung des Menschseins, die ein Wanderprediger und ein Verbrecher mit dem Satz ermöglichten, dass der nicht essen solle der nicht arbeite, nur auf deren Anhänger beschränkt, hätte da vor 200 Jahren nicht auch noch einer, der sich selbst als Philosoph auffasste, sich lieber in diversen Pubs herumgetrieben und sich an seinem Pint festgehalten, statt die Vorlesungen zu besuchen. Was zu vermuten ist, angesichts des als “falsche Dichotomie” längst bekannten Fehlschlusses, den die Lenker der Nationen dann in Folge für ihre Zwecke für einen brauchbaren hielten: “Was ist bedeutsamer: das allgemeine, gesellschaftliche Glück oder das persönliche, individuelle Glück?”

Ein Satz ist dann par elegance, wenn ihm gelingt, erfolgreich ein Entweder-oder als die einzigen zwei möglichen Alternativen durchzusetzen, wo ein Entweder-oder gar nicht existiert, und dies keinem auffällt. Ist ein Bestandteil des Satzes dann auch noch das Ergebnis einer falschen Übersetzung, ohne dass dies einem auffällt, ist der Schwachsinn vorprogrammiert. Hätte der Philosoph ein wenig mehr seine Nase in die philosophischen Texte statt in das Bierglas gesteckt, hätte er entdeckt, dass die mit dem Wort Eudaimonia verbundene Vorstellung nichts mit der Vorstellung gemein hat, die mit dem Wort Glück assoziiert wird. So ist ihm auch noch dieser Satz entgangen:

Was aber die Eudaimonia sei, darüber streiten sie, und die Leute sind nicht derselben Meinung wie die Weisen. Jene (die Leute) nämlich verstehen darunter etwas Sichtbares und Greifbares, wie Lust, Reichtum oder Ehre; und der eine dies, der andere jenes, oftmals auch ein und derselbe Verschiedenes: wenn er krank ist, so meint er die Gesundheit, wenn er arm ist, den Reichtum.”

Womit Adam Smith das Urteil über sich selbst sprach: Ich bin Leute. Und wurde der Initiator der Ideologien Kapitalismus und Kommunismus. Nun streiten sich die Gelehrten, ob Pest oder Cholera zum allgemeinen, gesellschaftlichen Glück und persönlichen, individuellen Glück führe.

Unter den Begriffen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung wird das Phänomen behandelt, dass diese nicht identisch sind, also wie einer sich selbst sieht, und wie andere diesen sehen. Die Psychologen beschäftigen sich aus der Perspektive der Fremdwahrnehmung daher mit der Illusion der Selbstwahrnehmung. Vielleicht wird eines Tages auch die Illusion der Fremdwahrnehmung Gegenstand einer Betrachtung, also wie einer in seiner Selbstwahrnehmung die anderen sieht, und was die Gründe dafür sind. Gut möglich, dass dabei entdeckt wird, dass der Argwohn, bei fehlendem Zwang würden sich andere in eine Hängematte legen, und dort faulenzend vom Geld des arbeitenden Volkes leben, daher rührt, dass der so Argwöhnende selbst es ist, der es tun würde, von sich selbst irrtümlich auf andere schließend.  Denn die Leute verstehen unter Glück etwas Sichtbares und Greifbares: sind sie krank, ist es die Gesundheit, sind sie arm , ist es der Reichtum, wenn sie arbeiten, ist es die Freizeit, sind sie arbeitslos, ist es die Arbeit.

So bleibt nur der Wunsch, dass all jene, die davon ausgehen, bei einem bedingungslosen Grundeinkommen legten sich die Leute in die Hängematte, was zu steigenden Kosten für die Allgemeinheit führt, da ein Ministrant, ein Einzelhandelskaufmann, ein Straftäter und ein Messdiener dies behaupteten, jener eindeutigen Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems übergeben werden, die immer dann hilft, wenn der Geist zu schwurbeln beginnt: Das Schmecken. Nur wer schmeckt kennt den Geschmack. Jenseits dessen ist nur Gefasel. Der einzige Schaden wäre, dass sich dann die Radfahrer ein anderes Opfer suchen werden.

Markleysa (Belanglosigkeit)

Das Icelandic Online Dictionary  der University of Wisconsin übersetzt das Nomen “mark-leys/a” ins Englische mit “nonsense”, demnach die Vorstellung von Unsinn, Blödsinn, Kokolores, Quatsch, Stuss, Flause, Widersinn, kurz: Belanglosigkeit.

Am 19. August berichtete der SPIEGEL: »’Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ist immer noch geringer, wenn Sie zwei Dosen erhalten haben. Aber wenn Sie es tun, haben Sie eine ähnliche Viruskonzentration wie jemand, der überhaupt nicht geimpft wurde’, sagte Sarah Walker, Professorin für medizinische Statistik und Epidemiologie an der Universität Oxford, die die Studie leitete. Bei der Alpha-Variante sei die Viruslast bei Menschen, die sich trotz einer Impfung infizierten, noch deutlich niedriger gewesen. ‘Die Tatsache, dass wir eine höhere Viruslast sehen, deutet darauf hin, dass Herdenimmunität tatsächlich schwieriger werden könnte’, sagte der Wissenschaftler Koen Pouwels von der Universität. ‚Impfstoffe sind wahrscheinlich am besten geeignet, schwere Krankheiten zu vermeiden und etwas weniger, um die Übertragung zu verhindern.’«

Am 26. August berichtete der SPIEGEL: „Auch der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité sagte der dpa, dass eine gewisse Zahl an Impfdurchbrüchen zu erwarten gewesen sei – auch wegen der Art der Erkrankung, die Sars-CoV-2 verursacht: ‘Gerade bei einem respiratorischen Erreger, der die oberen Atemwege befällt, sich dort vermehrt und auch von dort weitergegeben wird, ist es schwierig, eine sterile Immunität herzustellen’, sagte Sander … Von einer sterilen Immunität spricht man, wenn sowohl die Ansteckung als auch die Weitergabe eines Erregers vollständig verhindert werden kann. Nicht gut erfasst werden können Infektionen von vollständig Geimpften, die ohne Symptome verlaufen: ‘Solche Infektionen würden sich nur per Zufall detektieren lassen, weil sich Geimpfte kaum testen lassen’, sagte Watzl, der auch Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie ist. … Einen möglicherweise weniger guten Schutz bieten die Impfungen Menschen mit Vorerkrankungen. Das zeigt etwa eine Studie aus Israel: Von 152 Patienten, die trotz Impfung an Covid-19 erkrankten, waren nur sechs zuvor gesund. Die übrigen 146 Menschen hatten zum Teil schwere Vorerkrankungen, sie litten an Bluthochdruck, Diabetes, an chronischem Nierenversagen oder Krebs oder hatten ein Herz- oder Lungenleiden. Auch ein geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel aufgrund einer Organtransplantation oder einer Chemotherapie, hatte Einfluss. … Denn die Pandemie ist noch nicht vorbei. Und Leif Erik Sander ist überzeugt: Bis zum Ende des kommenden Jahres werden alle mit dem Virus in Kontakt kommen, mit der Delta-Variante oder einer neuen Mutante.“

Am 28. August veröffentlichte ICELAND REVIEW  eine Aussage von Islands Chefepidemiologe Þórólfur Guðnason: “ ‘Die Erfahrung hat gezeigt, dass 20 Prozent aller Ansteckungen in der vierten Welle bei Geimpften in Quarantäne aufkamen.’ Weiterhin erklärt Þórólfur: Besonders wichtig sei es, die geimpften Touristen im Land zu überwachen. Es sei offensichtlich, dass Geimpfte sich anstecken und andere anstecken können. ‘In den vergangenen Tagen haben wir 40 Ansteckungen an der Grenze gefunden, und bei 30 von ihnen handelte es sich um geimpfte Personen.’ ”

Vermutlich läuft eine Person bei dieser Zusammenstellung von Zitaten Gefahr, umgehend zu jenen Gehirnamputierten gezählt zu werden, welche fälschlicherweise von sich allen Ernstes behaupten, “Querdenker” zu sein.

Es ist auch gut möglich, dass der hier Schreibende damals im Fach Biologie beim Thema „äußere Atmung“ mal wieder lieber unter der Schulbank heimlich in einem interessanten Buch schmökerte und nicht aufgepasst hatte, durch diese Unaufmerksamkeit im Schulunterricht bedauerlicherweise bei ihm nur hängen blieb, dass es sich bei der äußeren Atmung um passive und aktive Vorgänge des Austausches von Sauerstoff und Kohlendioxid handle.

Auf Wikipedia ist zu lesen: „Beim Atmen strömt die Luft durch den Mund oder durch die Nase in den Körper. Wird durch die Nase eingeatmet, wird die Luft zunächst durch Härchen der Nase und durch Schleimhäute gereinigt, angefeuchtet und angewärmt. Anschließend gelangt die Atemluft über den Rachenraum vorbei an Kehlkopf und Stimmlippen in die Luftröhre … Am Ende befinden sich die Lungenbläschen in der Lunge, durch deren dünne Membran Sauerstoff in die Blutgefäße übertritt und auf umgekehrtem Weg Kohlenstoffdioxid aus dem Blut über die Alveolarluft in die Luft abgegeben wird.“ 

Da auch kein Virologe, geht er vermutlich auch noch davon aus, dass nach einer Impfung  eingeatmete Viren erst   im Körper bekämpft werden, beim Ausatmen daher er weiterhin die empfangenen Viren mitsamt jener, welche sich noch in der Nase tummeln, lustigerweise durch die Gegend pustet.

Eine Freiheit, welche sich mancher Zeitgenosse bzw. manche Zeitgenossin offensichtlich nicht nehmen lassen möchte, schrieb doch  unter der Überschrift „Peitsche statt Zuckerbrot“ Frau Susanne Knaul am 03. September in der taz: „Ich möchte wissen, wer von meinen KollegInnen noch nicht vollständig geimpft ist, um dann entsprechend auf Abstand zu gehen oder meine FFP2-Maske hervorzukramen. Zu viel verlangt? Viel zu wenig! Die Ungeimpften sollten ins Homeoffice verwiesen werden oder auf eigene Kosten so lange beurlaubt, bis sie infiziert, erkrankt und wieder genesen sind. … In den USA erhöht eine Krankenversicherung die Beiträge für Ungeimpfte, StudentInnen müssen Testgebühren selbst tragen, Krankenhäuser wollen bei Bettenknappheit zuerst geimpfte Intensivpatienten unterbringen. Wenn es mit Zuckerbrot nicht geht, muss die Peitsche ran.“

Ein Schelm wer dabei denkt, es werde hier Eigenschutz als Fremdschutz ausgegeben. Jedoch: Verhält es sich nicht so, dass Fremdschutz erst dann sichergestellt werde, sobald eine Virenlast vor dem Einatmen zerstört werde und beim Ausatmen nicht munter wieder unters Volk gestreut werde?

Falls zutreffend, wäre der im April 2020 bei dem Pharmaunternehmen Kerecis in Ísafjörður verfolgte Ansatz nachvollziehbar: Die Entwicklung eines Nasensprays, welches die Mambrane der  Viren, also die Virenlast, in der Nase zerstört.

Am 14. Oktober 2020 meldete RÚV, der staatliche Rundfunk Islands: „Die Firma Kerecis hat ein Nasen- und Mundspray gegen COVID-19 entwickelt. Es sollte als Teil der persönlichen Infektionskontrolle verwendet werden, Untersuchungen zeigen, dass es 99,97 Prozent des Virus abtötet … ‚Die Idee ist, wenn Sie zusätzlichen Schutz wünschen, wenn Sie essen gehen, in einem Bus oder Flugzeug. Dann können Sie dies in Nase oder Mund sprühen und einen zusätzlichen Schutz bilden‘, sagt Guðmundur Fertram Sigurjónsson, CEO von Kerecis. Das Mund-Nasen-Spray wird hierzulande mittlerweile auch in Apotheken verkauft. Der internationale Markt wird in den kommenden Monaten anvisiert. Das Spray sollte als vorbeugender Schutz gegen COVID-19 verwendet werden. Die Verwendung bedeutet nicht, dass auf andere persönliche Schutzausrüstungen wie Händewaschen, Händedesinfektionsmittel und Masken verzichtet werden kann. Kerecis weist darauf hin, dass begutachtete wissenschaftliche Artikel gezeigt haben, dass Menschen hauptsächlich über die Nasenhöhle mit dem Virus infiziert werden. Es setzt sich in der Schleimhaut der Nasenhöhle ab und kann sich dort vermehren und ausbreiten. Bevor es dies tut, sollte das Spray das Virus nicht verzerren und zerstören. ‚Das sind Fettsäuren, die das Virus oder die Fettschicht des Virus auflösen. Genau wie die Handseife an unseren Händen bildet diese in unseren Nasen eine Schutzschicht, die das Virus beim Einatmen auflöst.‘ Die  Untersuchung der Utah State University hat sich als vielversprechend erwiesen. 99,97 Prozent des Virus wurden zerstört, wenn es mit dem Spray in Reagenzgläsern gemischt wurde. Derzeit wird am Menschen geforscht, zum Beispiel bei Landspítali unter der Leitung der COVID-Ambulanz.“

Eine Nachricht, welche vielleicht eine kleine Recherche gerechtfertigt hätte? Durch jene, welche derart eloquent behaupten, sie legten größten Wert auf Fremdschutz, aus diesem Grund – da ja geimpft –  die FFP2-Maske gegenüber Geimpften ablegen und allen anderen die Peitsche androhen?

Keineswegs, wer gibt sich schon gerne mit Belanglosigkeiten ab. Na, dann: Her mit dem Nasenspray für geimpfte und ungeimpfte Freunde. Áfram!

„Fehlen dir die Füße zum Reisen, so reise nach Innen“

Ist „lesen“ etwas anderes als eine Reise nach Innen? Vorneweg, eine Auseinandersetzung mit einem Text ist die eine Sache, darüber zu schwadronieren eine andere, zumal  ein solcher Erguss hier nicht von einem Literaturkritiker abgefasst, sondern nur von einem simplen Leser.

Es mag sein, dass die Lektüre eines Textes, aus welchem Grund auch immer von einem Interesse ausgehend und angetrieben, im günstigsten Fall  entweder zu eigenen Antworten oder eigenen Fragen führt. So geschehen bei der Lektüre des Romans von Wolfgang Schiffer, Titel “Die Befragung des Otto B.”, Claassen-Verlag, Düsseldorf 1974, ISBN 3-546-47965-3.

Stellte sich doch bereits zu Beginn der Auseinandersetzung mit dem Text die Frage, worin denn Sinn aufzufinden wäre, die darin beschriebenen Handlungen dem Netzwerk eigener Kategorien unterzuordnen. Zu dem Zwecke, die darin aufgezeigten Beweggründe den Schlachtungen der Inquisitoren auszuliefern?

Verhält es sich nicht so, dass sowohl bei der Auswahl einer Lektüre bereits eine eigene persönliche Entscheidung hinsichtlich „interessiert“ oder „unwichtig“ getroffen, als auch im Falle der Entscheidung  „interessiert“ dann bei genauer Beobachtung stets nur jenes den Lesefluss stocken ließe, was im Widerspruch oder Einklang zu jenem stehe, welches einer zwar verzweifelt und vergeblich gesucht, allerdings ohne auch nur die geringste Ahnung hierüber zu haben, dass er eben diese Aussage der Textstelle verzweifelt und unwissentlich seit Langem gesucht habe, bis zu jenem Augenblick?

Wie anders wäre sonst das Phänomen erklärbar, dass zwei Leser dasselbe Buch mit großem Interesse lesen, anschließend über dessen Inhalte sich austauschen, mit dem Ergebnis, dass der eine Leser eine bestimmte Textpassage ausführlich zitiere, der andere Leser jedoch vehement bestreite, dass diese Textpassage im Buch auch nur ansatzweise vorkomme, denn auch er habe das Buch sehr aufmerksam gelesen und diese Textpassage keineswegs vorgefunden. Im Anschluss daran berichtet der andere Leser über eine andere Textpassage, zu welcher jedoch das Gegenüber vehement bestreitet …

Nun, eine Antwort wäre zum Beispiel dahingehend, dass sich einer die darin vorgefundenen Schöpfungen zu seiner eigenen Verblüffung während des Lesens zueigen machte bzw. vielleicht bereits vorher zueigen gemacht hatte, ohne hiervon auch nur die geringste Kenntnis zu haben, möglicherweise aus dem Grund heraus, da er selbst nicht die hierfür notwendigen und geeigneten Begriffe fand, um jenes zu fassen, was ihm wirklich erschien. Mit Schöpfungen sei hier daher nicht nur die erzählte Geschichte selbst gemeint, sondern auch die Schöpfungen an Begriffen und bislang einem selbst unbekannt gebliebener Zusammenhänge, welche Nachhall hinterließen.

Es ist in einem wissenschaftlichen Artikel davon zu lesen, dass ein Begriff wesentliche Merkmale von Dingen beinhalte, es würden Dinge mit gemeinsamen Eigenschaften (Merkmalen) in Kategorien zusammengefasst, Begriffe geschaffen und mit Namen bezeichnet, dabei sei der Begriff nicht der Name des Erfassten, aber man brauche diesen Namen, um Gedanken mitteilen zu können. Jenes, was einer aus dem Inhalt eines Wortes auffassen, kapieren (lat. capere = fangen, fassen, erfassen), begreifen könne, sei der Begriff. (Ital. capire!). Erste Orientierungspunkte bieten die im Text gewählten Benennungen (íðorð) und deren Beziehung zu Bezugsobjekt ( vísimið) und Begriff (hugtak).

Bereits die in der Erzählung aufgefundenen Begriffe zergehen einem auf der Zunge wie Sahnebonbons: „Geburtsdatenwiederholungen“, „Fehlvorstellung“, „eigennützige Anleitung“, „planlos gezeugt worden“, „patriarchalischer Größenwahn“, „unzumutbare Anmaßung“, „Religionsverkettungen“, „Glaube an die eigene Unfertigkeit“, „depressiver Träumer“, „produktiver Denker“, „eindrucksverweigernde Zimmerdecke“, „widerwillige Auferstehung“, etc.

Ferner – so ist im Kapitel 3 „Das Verhältnis von Begriff, Wort und Sprache“ von Dietrich Busse über „Wörter“ zu lesen – sei der Name, folglich das Wort (gr. logos, lat. verbum), also jede Vokabel nichts anderes als „die kleinste als selbständige Äußerung vorkommende Einheit der Sprache„. Indem einer spreche, nehme er auf Wirklichkeit immer schon Bezug, wenngleich sie in seinem Reden eigentlich erst entstünde. Jede Abbildtheorie der Sprache lebe von der Vorstellung, dass es jenseits menschlicher Wahrnehmungstätigkeit eine (vorsprachliche) Wirklichkeit gebe, die Bezugspunkt und Grundlage des Erkennens sei. Diese Vorstellung sei trivial, solange nicht übersehen werde, dass diese Wirklichkeit als angeeignetes, für uns bedeutungsvolles Resultat unserer Tätigkeit (sowohl sprachlicher, als auch außersprachlicher) ist. Die Gegenstände bedeuteten nicht an sich, sondern erst, indem mit ihnen umgegangen, praktisch wie sprachlich, und so einen Bezug zu ihnen entwickelt würde.

Weiterhin führt Dietrich Busse aus: „Ein Fokus auf das Einzelwort ist deshalb zu eng, da er dazu verführt, diese Zusammenhänge auszublenden. Das als Eines vorgestellte, der Gegenstand als das aufgrund einer  nominalisierenden Sprachstruktur als einheitlich Missverstandene, zerfällt unter der Betrachtung der Rede in eine Vielzahl von Einzelheiten und Merkmalen, auf die in ihrer Gesamtheit kein Bezug genommen werden kann.

Die Rede als der Entstehungsort dieser dissoziativen Mannigfaltigkeit ist auch der Ort der Aufdeckung des reifizierenden  [verdinglichend] Missverständnisses. Indem wir den Gegenstand zu beschreiben suchen (und das kann nach Wittgenstein nichts anderes sein, als die Wortverwendungen zu untersuchen) wird uns seine Mannigfaltigkeit, die tatsächlich eine Mannigfaltigkeit der sprachlich vermittelten Bezugsweisen ist, bewusst. Einheit des Gegenstandes ist so immer ein gewollter Akt der Definition des Gegenstandes für uns, und somit (als Akt der Ein- und Ausgrenzung) immer geleitet von allgemeineren (gegenstandsübergreifenden) Vorstellungen und Interessen.

Wie auch immer, Otto B. lässt wie der Stagirit nur jene Begriffe als wissenschaftlich zu, welche durch Definition bestimmbar sind. Was zu einem beachtlichen Erfolg führt, wie die Definitionen des Otto B. zu den Wörtern “Arbeit”, “gewaltsame politische Veränderung” und “Sinnlosigkeit” eindrucksvoll belegen:

Er stütze sich bei der Nennung des Begriffs Arbeit auf dessen volkstümlichen Gebrauch, der besage, nur das als Arbeit anzusehen, was jemand im Auftrag einer wie auch immer beschaffenen, übergeordneten Einflussnahme als einzelner  und widerwillig in geregelten Zeitverhältnissen zur Erreichung eines festgesetzten Ziels vollbringe.“

Er sehe dennoch eine gewisse Berechtigung in seinem Tun, gerade aufgrund der Sinnlosigkeit, die das Recht habe, sich gegen alle Sprüche, Mahnungen und Warnungen, Verbote und Verfolgungen dennoch zu praktizieren.”

Dass eine gewaltsame ökonomische und politische Veränderung nichts anderes bewirken werde, als der Gewalt und Ausbeutung eine neue Form zu geben, solange sie von Menschen ausgefüllt und genutzt werde, deren Triebe und Bedürfnisse selbst durch die grundlegenden Ursachen für die Knechtschaft ihre Formung erfahren hätten.“

Zur Erzählung selbst wäre abschließend anzumerken, dass eine  Erörterung von Literatur so genannten Literaturkritikern vorbehalten sei. Da weder Literaturkritiker, noch Leser von Literaturkritiken – um es mit den Worten von Otto B: auszudrücken: „Wer höre, gehört auch …“ -, wäre nur abschließend anzumerken, dass der Anlass und das Ergebnis der Befragung des Otto B. bis zur letzten Seite unbekannt bleibt. Wohl dem, der angesichts dessen die Kontrolle über sich behält und standhaft der Versuchung widersteht, zu Beginn am Ende des Buches  erstmal nachzusehen, wie die Geschichte denn ausgehe. Wird solch Standhaftigkeit  doch damit belohnt, dass zu dem Lesegenuss auch noch die stetig ansteigende Spannung hinzukomme.

Bliebe nur noch, Otto B. hinterher zu rufen,  dass es sehr bedauerlich ist, dass er seiner Absicht gefolgt ist, sich bewusst dem Irrsinn des Schweigens verfallen zu lassen, damit er ihm vergessen helfe, um der Zukunft frei begegnen zu können. Denn, um es mit den Worten von Ludwig Hohl auszudrücken: “Die Menge denkt wenig. Drum eben sollten die Denkenden sie führen, nicht die Ausnützenden.” Allerdings schrieb Ludwig Hohl auch diesen Satz: “Es gibt nur ein Unglück: dass einer nichts zu tun hat oder gezwungen wird, etwas Falsches zu tun.”

eBook

Für Haptiker:

“Die Befragung des Otto B.”, Roman, Claassen-Verlag, Düsseldorf 1974, ISBN 3-546-47965-3