Es ist der Vorabend von Jónsmessa, dem Johannistag, der in Island als Mittsommertag gefeiert wird. Es weht eine leichte Brise bei sagenhaften 18°C, das macht so schlapp wie ein Föhntag in Oberbayern, denn zu Wochenbeginn hatte es noch kühle 3°C.
Der Sommer tat sich schwer dieses Jahr, der Mai brachte viele Stürme und einige Schneeeinbrüche, allerdings auch fantastische Lichtstimmungen und Regenbögen.
Die Tier- und Pflanzenwelt aber lässt sich durch Kälte nicht beirren, das ist jedesmal faszinierend. In den ersten Juniwochen blüht nahezu alles gleichzeitig: Die Osterglocken, die Tulpen und der Mohn in den Gärten, Wiesenschaumkraut, Fettkraut und Sumpfdotterblumen an den Bachrändern, Polsternelken und Silberwurz an den Hängen und überall Löwenzahn und Hahnenfuß. Und die braunen Berghänge begrünen sich von Tag zu Tag mehr. Die blauweißen Lupinen sehen zwar schön aus, sind aber ebenso wie der weißdoldige Wiesenkerbel zu Problempflanzen geworden, da sie riesige Felder bilden, unter der die natürliche Flora der Bergwelt erstickt.
Nun ziehen schon die Eiderenten mit ihren Küken durch die Fjorde, die Küstenseeschwalben haben sich von ihrer langen Reise aus den Südpolargebieten erholt und brüten im küstennahen Grasland. Mit ihren messerscharfen Schnäbeln greifen die federleichten Akrobaten der Lüfte Menschen an und vertreiben Raben, die es auf ihre Gelege abgesehen haben. Aber nicht nur die schrillen Schreie der Kría erfüllen die Luft, Rotschenkel und Austernfischer zetern und versuchen Eindringlinge vom Nest wegzulocken, ebenso die als Frühlingsbotin verehrte Lóa (Goldregenpfeifer). Deren kleiner Verwandter, der Sandregenpfeifer verfeinert das Fang-mich-doch-Spiel mit einem angeblich gebrochenen Flügel. All diese Vögel sind Bodenbrüter und man muss aufpassen, dass man auf Gras- oder Kiesflächen nicht in ein Gelege tritt. Tiefer in den Tälern wird es ruhiger, ab und an ist das Flügelsurren einer Bekassine zu hören und ein Regenbrachvogel huscht gut getarnt über den spärlich bewachsenen Sandboden.
Die Stadtgemeinde Ísafjarðarbær umfasst ein größeres Gebiet im Bereich der nördlichen Westfjorde. Neben der ca. 2.700 Einwohner zählenden Stadt Ísafjörður, dem Zentrum der Gemeinde im Skutulsfjörður, gibt es die drei Dörfer mit 200 bis knapp 300 Bewohnern. Flateyri im Önundarfjörður ist 20 km, Þingeyri im Dýrafjörður 50 km entfernt. Die Dörfer sind von Ísafjörður aus nur durch den zum Teil einspurigen Tunnel Vestfjarðagöng, der eine Abzweigung zum Fischerdorf Suðureyri im Sugandafjörður hat, zu erreichen. Zum Gemeindegebiet gehört auch das Naturschutzgebiet Hornstrandir, das spärlich besiedelte Snæfjallaströnd sowie ein Uferstreifen am Arnarfjörður mit dem ehemaligen Pfarrhof Hrafnseyri, dem Geburtsort von Jón Sigurðsson (1811-1879), dem Vorkämpfer Islands für die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Dänemark.
Der Nationalfeiertag am 17. Juni, der an die vollständige Abnabelung von Dänemark im Jahre 1944 erinnert, wird daher auch in Hrafnseyri mit Kirchgang und Festrede, Kaffee und Kuchenplatten in Nationalflaggendesign begangen. Anschließend findet die Abschlussfeier für die Absolventen des Masterstudienganges Küsten- und Meeresmanagement des Universitätszentrums der Westfjorde statt.
Auf der Rückfahrt im alten Scania-Bus, der nicht den 2020 eröffneten Tunnel Dýrafjarðargöng nimmt, sondern die alte abenteuerliche Passstraße hochtuckert, unterhalte ich mich mit einer Frau, die aus der kanadischen Provinz Nova Scotia zur Graduation Ceremony ihrer Tochter angereist ist. Die Uni in Ísafjörður zieht Studierende aus vielen Ländern an; der internationale Flair belebt die Gemeinde auch im Winter, wenn sich kein Tourist mehr in die wilden Westfjorde verirrt.
Im Sommer allerdings nimmt es mit dem Tourismus inzwischen überhand: Riesige Kreuzfahrtschiffe verpesten Wasser und Luft und kippen an manchen Tagen bis zu 10.000 Menschen an Land. Eine nicht zu stoppende Lawine: Die Billigangebote der Reedereien (Käfighaltung all inclusive) und das schnelle Geld für Hafen, Stadt und Touristenunternehmen. Allerdings ist der Hafenausbau in Ísafjörður nicht so weit gediehen wie geplant. Die großen Kreuzfahrtschiffe müssen im Fjord ankern und die Passagiere auf Tenderbooten an Land bringen. Einige haben daher ihre Ankunft abgesagt.
Das kulturelle Leben in der Gemeinde ist wie immer quicklebendig und findet meist abends statt, wenn die Kreuzfahrtschiffe wieder verschwunden sind. In der letzten Woche gab es aus Anlass des 75jährigen Bestehens der Musikschule die Konzertreihe Við Djúpið u.a. mit der international renommierten Cellistin Sæunn Thorsteinsdóttir, die unter anderem Bach-Chello-Suiten spielte. Regelmäßig finden Kunstausstellungen in der Stadt und den Dörfern statt. Im Kómedíuleikhúsið im entlegenen Haukadalur spielt Elfar Logi seine meist selbstverfassten Einpersonenstücke, wenn er nicht gerade auf Tournee im In- oder Ausland ist. Nach der 365sten Aufführung seines Gísli-Saga-Stückes kommt nun das neue Stück Fransí Biskví ins Programm, das sich mit den bretonischen Fischern beschäftigt, die im 19. Jahrhundert im Dýrafjördur fischten und mit den Bewohnern des Haukadales Handel trieben.
Unweit des Wohnsitzes eines alten Freundes, einem Literaturkritiker und Dichter, wurde in Deutschland eine Flüchtlingsunterkunft für bis zu 144 Menschen erbaut. Vor drei Monaten waren 24 und 26 Jahre alte Männer aus dem Jemen in Deutschland angekommen und zeigten gerne ihr neues Heim am Tag der offenen Tür. Dies veranlasste die Lokalzeitung zu einem Artikel:
„Im 24 Quadratmeter großen Zimmer stehen zwei Betten, Schränke, Stühle. Dazu ein eigenes kleines Bad. Die Küchenzeile im Gemeinschaftsraum teilen sich die Brüder mit den drei Bewohnern, die die andere Seite des Wohnmoduls zugewiesen bekommen haben.
Es ist kühl im Inneren, eine Wärmepumpe, die mit Strom von der auf dem Dach installierten PV-Anlage gespeist wird, sorgt für angenehme Temperaturen. Wie es ihnen gefalle? „Perfekt“, antwortet Mohanad Al Matari auf Englisch und grinst. „Sehr komfortabel …
Noch sind erst 30 Menschen in der Anlage untergebracht. Sie stammen aus dem Jemen, der Türkei, Afghanistan und der Ukraine.“
Dies gab uns die Gelegenheit, unsere Untersuchungen über die in Deutschland mittlerweile grassierende Fremdenfeindlichkeit endlich abzuschließen. Verhält es sich doch so, dass eine national-sozialistische Partei dort mittlerweile zur zweitstärksten Kraft anschwoll und es dort üblich ist, dass Leute hinter einem sogenannten Nickname verborgen nur zu gerne ihr wahres Gesicht zeigen, ansonsten sorgsam hinter der Maske des Heuchlers versteckt.
Diese Lust an der Schönfärberei hatte bereits Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym Theobald Tiger am 7. Dezember 1926 in “Die Weltbühne“ [Nr. 49, S. 888] beschrieben: „Wenn einer eine Reise tut …“
Zu unserer Überraschung wurden nicht die fremdenfeindlichen Kommentare, Unterstellungen und falschen Behauptungen in den Kommentaren gelöscht, sondern unsere Richtigstellungen.
Allerdings zu spät, denn wir hatten die Kommunikation bereits davor vorsorglich gesichert. Den Nachweis finden Sie am Ende des Beitrags, Wir haben uns nach dieser Erfahrung selbstverständlich sofort als Kommentator löschen lassen.
In Summe lässt sich die Art von „Humanität“ der Kommentatoren wie folgt signifikant beschreiben.
Der Herausgeber
Fragment
Und kraulten sie durch schwankende Körper die kopfunter auf den Wellen schwappen an den Badestränden sonniger Urlaubstage,
es fiele ihnen ein, am Abend ja nicht zu vergessen, bei der Reiseleitung vorzusprechen.
Wegen schriftlicher Bestätigung. Da erforderlich, um – in der Heimat angekommen – Anspruch auf Reisepreisminderung anzumelden.
Wäre ja doch etwas übertrieben gewesen, was da mit “All inclusive” angeboten.
Selfie
Ferne quoll aus TV-Geräten ohne den Teppich zu beschmutzen
Umgeben von Zentralheizung Elektronik und Mikrowelle – Weltsicht auf Armeslänge
: und – <click>.
Protokoll und Nachweis (Kommunikation mit Nicknames)
nich_v_bedeutung
Keinen einzigen Flüchtling sollten wir in Deutschland mehr aufnehmen! Schaut mal in die Städte, die Kriminalitätsrate steigt exorbitant nach oben. In Rottenbuch hat letztens ein Asylant aus Eritrea vor der Bäckerei randaliert und sich aufgeführt wie ein wildes Tier. Ich könnte kotzen, wenn ich sehe was wir uns in Massen hier rein holen.
Bernhard Pangerl an nich_v_bedeutung (Von der Moderation gelöscht)
Da Ihre Einlassung zwar nicht von Bedeutung ist, wie Ihr Nickname aussagt, habe ich Ihre sehr aufschlussreiche Mitteilung als Grundlage für Ihren nächsten Kommentar herangezogen:
„Keinen einzigen Autochthonen sollten wir in Deutschland mehr behalten! Schaut mal in die Städte, die Kriminalitätsrate steigt exorbitant nach oben. In Weilheim musste die Polizei mit 8 Streifen ausrücken, weil 3 Weilheimer – alle sind übrigens Deutsche – randalierend durch Weilheim zogen, Zeugen schlugen und dann auch noch brutal auf die Polizei losgingen. Ich könnte kotzen, wenn ich sehe was wir uns in Massen hier behalten.“
Gut so? Ich habe Ihre Logik dabei strikt beibehalten. Sie dürfen selbstverständlich diesen Kommentar via Copy-Paste in den Artikel „Drei Jugendliche ziehen randalierend durch Weilheim: Deshalb rückt Polizei mit acht Streifen an“ kopieren, da ich kein Copyright darauf geltend mache.
Inturiam Sententia an Bernhard Pangerl
Vielleicht sollten Sie nochmal die Bedeutung von autochton nachlesen. Wir haben in Deutschland schon genügend Kriminalität, da muss man diese nicht millionenfach importieren und auf Koszen des Steuerzahlers alimentieren.
Bernhard Pangerl an Inturiam Sententia (Von der Moderation gelöscht)
Danke für den Nachhilfeunterricht, wäre allerdings nicht notwendig gewesen. Hätte ich das Synonym „Eingeborene“ gewählt, wären ja solche hinzugenommen, welche zwar in DE geboren wurden, deren Eltern allerdings keinen Nachweis als “Alteingesessene” vorzeigen könnten. „Alteingesessene“ wäre daher das zutreffende Synonym.
Auf Ihre unwahre Behauptung „Wir haben in Deutschland schon genügend Kriminalität, da muss man diese nicht millionenfach importieren und auf Koszen des Steuerzahlers alimentieren“ eingehend: Richtig ist, dass millionenfach Nicht-Autochthone als billige Arbeitskräfte für Arbeiten, welche Autochthone arbeitsscheu gerne meiden, mit Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen zum Unterhalt der Autochthonen beitragen.
Ich bitte daher darum, in Zukunft vorher die vorhandenen Statistiken zu studieren, bevor Sie wieder „eine Entscheidung treffen“, wie Ihr Nickname aussagt.
Bernhard Pangerl an Inturiam Sententia (Von der Moderation gelöscht)
Zu „auf Kosten der Steuerzahler alimentieren“: Danke für Ihre Aufklärung. Abschließend: Schätzen Sie einmal, wie hoch der Anteil an Nicht-Alteingesessenen in DE ist, welcher in Schichtarbeit tagein, tagaus für geringen Lohn schuftet, damit die Bevölkerung in DE im Sessel online bestellen kann und damit den einheimischen Einzelhandel plattmacht, also Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge verhindert? Bei uns in Island haben solche „Logistikunternehmen“ und „Kurierdienste“ keinen Nährboden, da die Bevölkerung sich noch selbst bewegen möchte.
Damit wäre alles Erforderliche von meiner Seite dargelegt. Ich wünsche einen entspannenden Sonntag.
Iniuriam Sententia an Bernhard Pangerl
Und wie hoch ist wohl der Anteil der Nicht-Alteingessesenen in DE die weder einer Schichtarbeit noch einer sonstigen Arbeit nachgehen und vom arbeitenden Steuerzahler alimentiert werden?
P.S. hätten Sie mal besser in Latein aufgepasst. Mein Nickname bedeutet „unbequeme Meinung“. Auf was Sie anspielen wäre „inuriam arbitrium“
Bernhard Pangerl an Inturiam Sententia (Von der Moderation gelöscht)
Danke, dass Sie meine Korrektur und Richtigstellung Ihrer unwahren Behauptung bestätigen. Sorry, für Whataboutism bin ich sowohl der falsche Ansprechpartner als auch uninteressiert. Ich bitte dies zu bedenken, sollten Sie diesbezüglich wieder eine Entscheidung treffen.
PS: Da Ihre „Meinung“ keineswegs „unbequem“ ist, sondern geradezu sehr aufschlussreich, habe ich mir die Freiheit herausgenommen, bei Ihnen zu Ihren Gunsten eine vorangegangene Entscheidung zu vermuten. Sorry, hatte mich geirrt.
Iniuriam Sententia an Bernhard Pangerl
Auf Island lässt sich, weit weg vom täglichen Irrsinn in DE, gut labbern….
Bernhard Pangerl an Inturiam Sententia (Von der Moderation gelöscht)
Irrtum. Island hat weltweit eine der geringsten Kriminalitätsraten und dies bei einem 16,3 % Anteil von Immigranten in der Bevölkerung. Der Unterschied liegt nur darin, dass die Bevölkerung dort in ihrer Gesamtheit infame und widerrechtliche Ansichten verabscheut und für den täglichen Irrsinn sorgen dort bereits die neuerdings auftretenden massiven Wetterkapriolen. Damit beende ich diese sehr aufschlussreiche Konversation. Herzlichen Dank, es war sehr erhellend..
Iniuriam Sententia an Bernhard Pangerl
Wo kommen denn die 16,3% Migranten ( München allein hat die 4,5fache Bevölkerunszahl mit einem Migrationsanteil in 2021 von 47,8%) auf Island her? Sind das Leute die zum Arbeiten dorthin gingen oder vielleicht welche die genügend Geld hatten und sich entschieden haben dem täglichen Irrsinn im westlichen Kontinentaleuropa zu entfliehen? Ich habe mich dazu mal schlau gemacht, die grössten Bevölkerungsgruppen sind Polen (18,2%), Dänen (8,6%), Phillipinos (6%) und Deutsche wie Sie (5,4%) Es sind also nicht Leute wie hier, die durch zig sichere Drittländer in das deutsche Sozialsystem einreisen weil es hier mehr zu holen gibt als etwa ein sicheres Dach über dem Kopf plus Essen und Trinken wie in Griechenland oder Italien.
Bernhard Pangerl an Inturiam Sententia (Von der Moderation gelöscht)
Bitte unterlassen Sie weitere Versuche, die Öffentlichkeit fortgesetzt zu täuschen. Hier die Information, welche Sie aus gutem Grund unterschlagen haben:
– Im Jahr 2022 wurden in Island ca. 600 Asylanträge gestellt. Dies entspricht gemessen an der Bevölkerungszahl in Island: 0,2 %
– Im Jahr 2022 wurden in Deutschland ca. 244.132 Asylanträge gestellt. Dies entspricht gemessen an der Bevölkerungszahl in Deutschland: 0,28 %
Bei mir stoßen Sie nur auf Richtigstellung Ihrer falschen Behauptungen und Unterstellungen. Ich habe nun unsere gesamte Konversation hier an den Verlag weitergeleitet, da diese es wert ist, weltweit veröffentlicht zu werden. Besten Dank dafür!
kogamiyator an Bernhard Pangerl (nunmehr an guest!)
Dort können sie sich auch bewegen. Es landen nicht Monat für Monat 10 tausende Einwanderer per vom Außenministerium bezahlten Schlepperorganisation an der Küste. Auf den Straßen klebt auch niemand wenn die Lieferungen per Schiff und Flugzeug verteilt werden. Man ist in der EU aber guckt von weitem zu wie Deutschland u.a. sich damit rumschlagen müssen.
Bernhard Pangerl an kogamiyator (Von der Moderation gelöscht)
Es ist zwar hinlänglich bekannt, dass je geringer der Wissensstand, umso größer die Vermutung, allerdings berechtigt dies nicht dazu, Falschaussagen zu machen und als Tatsachen hinzustellen. Das exakte Gegenteil ist nämlich der Fall. Es werden seit Jahren bis heute immer noch aktiv Menschen gerettet, die sich auf der Flucht befinden, in das Land gebracht, wo diese von der Bevölkerung aktiv unterstützt werden, damit diese rasch Fuß fassen können. Dies geschieht in einem Konsens, da es auf Island keine Nazis-Partei gibt, diese hätte auch keine Wähler zu erwarten. Die Menschen werden auch nicht in Sammelunterkünfte eingepfercht und die Unterstützung geht sogar soweit, dass Kinder umgehend ein isländisches Patenkind erhalten, damit es sich in Freizeit und Schule schneller und besser zurechtfindet und rasch Anschluss zu anderen Kindern bekommt. Hier nur ein Artikel (November 2016) aus den zahllosen veröffentlichten Informationen. Allerdings wäre hierzu erforderlich, dass Sie wenigstens im Englisch-Unterricht etwas aufgepasst hatten.
Der Troll Ferðamaður besuchte nach einer ausgiebigen Reise in ferne Länder seinen Freund auf dessen Stein oberhalb von Hnifsdalur.
Jarðnafn :„Velkomin um borð, Ferðamaður!Ich bin gespannt, welche Neuigkeiten du diesmal mitbringst.“
Ferðamaður: „Die Leute reden wieder miteinander.“
Jarðnafn: „Erstens ist dies keine Neuigkeit, da diese ständig plappern, dem Vernehmen nach können diese noch nicht einmal in einem Lesesaal die Klappe halten, oder im Zug, obschon ihnen gegenüber oder daneben niemand sitzt, und Zweitens stelle ich bei meinen Besuchen dort unten in der Stadt fest, dass die Leute nunmehr in aller Öffentlichkeit laute und nicht enden wollende Selbstgespräche führen.“
Ferðamaður: „Da hast du wohl den kleinen Knopf im Ohr übersehen, mein Guddster.“
Jarðnafn: „Upps, seit wann produziert die Firma Steiff auch Menschen, noch dazu ohne Fell und mit automatisiertem Bewegungsapparat?“
Ferðamaður: „Dumpfbacke, das sind Menschen, die mit einem Gesprächspartner via einer App reden.“
Jarðnafn: „App? Eine Abkürzung für Applaus?“
Ferðamaður: „Nein, eine Anwendung auf einem Smartphone, welche für Unterhaltungen zugelassener Teilnehmer angeboten wird. Es wird damit nicht nur um Bestätigungen geheischt, sondern ist auch ein Eldorado für geistigen Sondermüll, da jeder sich hinter Nicknameplates verstecken kann.“
Jarðnafn: „Du meinst Pseudonym.“
Ferðamaður: „Um Himmelswillen, nein! Dies setzte Eigenleistungen künstlerischer Werke voraus. Davon kann nicht die Rede sein, lese einer deren Sermon. “
Jarðnafn: „Also ein Traduktionym?“
Ferðamaður: „Auch nicht. Oder ist dir ein Land bekannt, in welchem es den Namen Ruhig Blut, Dr. McSchreck, MySharon, Worst Case, etc.geben könnte?
Jarðnafn: „Solche Länder gibt es noch nicht. Was ist eigentlich ein Traduktionym?“
Ferðamaður: „Ein Beispiel. Irgendeine Dumpfbacke soll unsere Unterhaltungen heimlich aufgezeichnet und diese veröffentlicht haben.“
Jarðnafn: „Ist mir bekannt. Allerdings murkste er herum, indem er unsere Gespräche in Fremdsprachen übersetzten ließ, unsere Namen aber nicht.“
Ferðamaður: „Nun, bekanntlich gibt es Nationen, welche die Relevanz einer Person aus dessen Rolle herleiten, im Gegensatz zu Nationen, welche die Relevanz einer Person aus dessen Persönlichkeit ableiten.“
Jarðnafn: „Ist mir geläufig. Du meinst, damit wurde er wenigstens unserer Auffassung gerecht, dass Rollen nur zusätzliches, nichtssagendes und daher unnötiges Beiwerk? Hätte er auch unsere Namen übersetzt, wäre offenkundig geworden, dass unsere Namen nur Rollennamen sind …“
Ferðamaður: „… was sicherlich einen Aufschrei bei den betreffenden Rollen hervorgerufen hätte …“
Jarðnafn: „Wenn nicht sogar einen Shitstorm, womit seit dem Zeitalter der digitalen Gesprächsforen unweigerlich zu rechnen wäre. Hier hingegen wird Rollen keine Beachtung beigemessen, so dass kein Aufschrei zu erwarten war.“
Ferðamaður: „Falls er nicht gleich konvertiert und zu den Schwachsinnigen gezählt werde, wie der Autor Guðbergur Bergsson bezüglich einer anderen Fähigkeit trefflich bemerkte.“
Jarðnafn: „Also ein Geonym.“
Ferðamaður: „Kennst du Orte, welche nurmalso, isnedwohr, ichsemichse, etc. heißen?“
Jarðnafn: „Ich bin schon weit gereist und ich kann sagen, dass es diese Ortsnamen auf diesem Planeten nicht gibt. Also gut. Es handelt sich also dabei um die Verwendung von Nicknameplates. Gibt es eine Definition zu diesem Wort?“
Ferðamaður: „Nun, nach jahrelanger Durchsicht zahlloser Kommentierungen in verschiedenen Zeitschriften – ein neuer Service der Zeitschriften bei Internet-Auftritten -, wäre festzustellen, dass es sich bei den Nicknameplates zum Einen nicht um sogenannte Spitznamenoder ironische Namen handle. Bei der Lektüre der zahllosen Einlassungen wird allerdings verständlich, aus welchem Grund diese nicht unter einem Klarnamen in die Öffentlichkeit gepustet werden.“
Jarðnafn: „Du meinst wohl gepostet“
Ferðamaður: „Keineswegs, denn dies setzte eine Nachricht voraus, welche einem zugestellt wäre. Meine Erfahrung war dahingehend, dass Repliken in den seltensten Fällen eine Nachricht enthielten, oder dass auf ein Argument wenigstens auch nur annähernd eingegangen worden wäre. In der Regel handelte es sich dabei um sogenannte Wichtigtuer, die eines Tages bei sich feststellten, dass sie für die Allgemeinheit nichts Brauchbares beizutragen haben und nun die Kommentarmöglichkeiten der Gazetten dazu nutzen, ihren dabei entstandenen Frust abzubauen, indem sie irgendeinen zusammenhanglosen Sermon absondern.“
Jarðnafn: „Ich wüsste da einen Dichter, der dieses Phänomen kürzer zusammengefasst hatte.“
Ferðamaður: „Lass hören.“
Jarðnafn stellte sich in Positur und rezitierte:
Im Biergarten
Wörterkolonnen betäuben, vom Klirren der Gläser gehetzt durch die Lampions, die Nabelohren der Nacht.