Tunnelblick

Wer durch ein Tunnel schreitet, kennt nur den Weg vor sich. Nichts, was ablenken könnte.  Jeder Tunnel hat den Vorteil, über Anfang und Ende zu verfügen. Im anderen Falle wäre er eine Höhle.

Tunnel wie Höhle zeichnen sich dadurch aus, dass die eigene Stimme nicht im Irgendwo verhallt, sondern zurückgeworfen auf den Sprechenden. Selbst der Tunnel, der mit dem Wort Leben bezeichnet, verfügt über einen Anfang, und ein Ende. Dass der Tunnel durchschritten wurde, sagen jene Spuren, welche auf dem Weg mit der Zeit verwehen.  Die Spuren trennen Realität von Illusion:

Da es keine Wege gibt, auf denen sich nichts erfahren ließe, wäre jede Vorschrift über Wege, die zu begehen seien, Ausprägung vorhandenen Unwissens. Gibt es doch nur nützliche und nutzlose Wege, und wer könne da wissen, da jeder Weg nur ein einziges Mal begangen wird, und  danach für niemandem mehr begehbar.

Hier ging kein Skeptiker. Denn er war unfähig, eine mögliche Erkenntnis von Wirklichkeit von vornherein auszuschließen.

Hier ging auch kein Pessimist. Denn in der Annahme, dass sich eine pessimistische Sicht auf die Zukunft bestätigen werde, ist der Pessimist stets optimistisch unterwegs.

Er sei nur ein Fragender, und dies aus gutem Grund. Er sei ein Antwortender, denn seine Frage sei seine Antwort.

Er habe gelernt, Ja zu sagen. Wie er gelernt habe, Nein zu sagen. Er habe gelernt, dass es sinnvoll sei, sich stets zu rechtfertigen, und Rechenschaft abzulegen. Ihm selbst gegenüber, nicht Anderen. Denn was ihm Pflicht, brauche nicht Pflicht anderer sein. Gebe es doch keinen Unterschied zwischen Rechtfertigung, und dem Versuch, einen anderen bekehren zu wollen.

Er habe gelernt, Fehler einzugestehen. Denn die Erfahrung habe ihm gezeigt, dass die Menge seiner Dummheiten die Menge seiner richtigen Entscheidungen bei Weitem übertraf.

Und komme da einer, und hielte ihm vor, er hätte an einem Tunnelblick gelitten, so wäre solchem zu antworten, dass als Gewinn hierfür den Augen nicht der Weg verloren ging.“