Klerkur: „Es ist Menschenrecht, dass der Mensch Anspruch auf das Ornat anderer erhebe, also auf die Art und Weise, wie solche sich schmücken dürfen, und welche Art und Weise zu untersagen sei.“
Ónytjungur: „Das ist unübersehbar. Es war davon zu hören, dass das Management einer international agierenden Bank sogar eine E-Mail an ihre Mitarbeiter versandte, in welchem sie ihren Mitarbeitern erlaubte, ab 37 Grad im Schatten kurzärmliche Hemden tragen zu dürfen, und darauf hinwiesen, dass diese Temperatur noch nicht dazu berechtige, die Krawatte abzunehmen.“
Klerkur: „Der Unterdrückung der Frauen durch Männer ist ein Ende zu setzen.“
Ónytjungur: „Ein höchst ehrenwertes Anliegen, fürwahr.“
Klerkur: „Relativierungen der Form, es würden göttliche Gebote dagegen sprechen, oder die freie Entscheidung eines konkreten Individuums, sind ein für allemal ein Ende zu setzen.“
Ónytjungur: „Fürwahr, eine absolutistische Weltanschauung, und auch noch so widersprüchlich.“
Klerkur: „In der Tat.“
Ónytjungur: „Ich meinte Ihr Anliegen, und nicht jenes, was Sie vorschützen.“
Klerkur: „Wie? Begründen göttliche Gebote etwa keine absolutistische Weltanschauung?“
Ónytjungur: „Das Dumme ist, dass es gar keine derartigen göttlichen Gebote gibt, in keiner Religion der Welt. Eine solche Religion ist gerade erst im Werden, wie Ihre Worte mir im Augenblick eindeutig belegen. Neu jedoch ist für mich, dass Sie davon ausgehen, Gott zu sein. Hat die neue Religion einen Namen? New-Dresscode-Age vielleicht?“
Klerkur: „Ich trete für die Menschenrechte ein, für die Gleichstellung von Mann und Frau!“
Ónytjungur: „Ein höchst ehrenwertes Anliegen, fürwahr. Aber teilten Sie mir nicht gerade mit, Sie wollten der freien Entscheidung eines Individuums ein für allemal ein Ende setzen, da diese in Ihren Augen eine Relativierung sei?“
Klerkur: „Im privaten Leben kann man weitestgehend tun was man möchte. In der Öffentlichkeit kann der Staat Regeln festlegen – das nennt man Gesellschaft.“
Ónytjungur: „Sie wollen mir erzählen, der Forderung nach Gleichstellung von Mann und Frau wäre Genüge damit getan, wenn sich die Menschen in der Öffentlichkeit an jene Regeln des Staates halten, die dieser festgelegt habe, während die Menschen im privaten Leben weitestgehend tun dürfen, was sie möchten? Wozu sollte dann Ihr neuer Gottesstaat notwendig sein? Denn wenn ich richtig informiert bin, ist dies doch längst Realität, und dies in allen Nationen der Welt.“
Klerkur: „Es ist ein Grundwert, im wahrsten Sinne des Wortes, und er ist so viel wert, dass er für die Gesellschaft nicht verhandelbar ist.“
Ónytjungur: „Nun, wenn eine Gesellschaft verlangt, dass ein logischer Widerspruch hinzunehmen und abzusegnen sei, darüber auch nicht verhandelt werden dürfe, dann begründen Sie nicht nur eine neue Religion, Sie begründeten darüber hinaus sogar auch noch eine neue Philosophie.“
Klerkur: „Wer sich nicht daran hält, und in der Öffentlichkeit mit verbotenem Ornat unterwegs ist, muss drastisch bestraft werden. Er kann ja das Land verlassen, wenn es ihm nicht passt.“
Ónytjungur: „In der Tat, eine neue Philosophie. Ich hoffe doch, die neuen Missionare dieser so genannten wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaft berufen sich dabei nicht ausgerechnet auf eine so genannte abendländische Kultur.“
Klerkur: „Es ist abendländische Kultur!“
Ónytjungur: „Da ist mir aber etwas ganz anderes zu Ohren gekommen. Jener Information zufolge hat der Verkehr der Staaten untereinander naturgemäß eine Berührung und Mischung verschiedenartiger Lebensanschauungen zur Folge, die zu Streben nach Neuerung auf beiden Seiten führt. Und es würde in den Augen der übrigen Welt als ein starker Mangel an Bildung des Verstandes und Herzens erscheinen, wo sich der vielberufenen, verhassten Fremdenaustreibung schuldig gemacht werde, und einer Sinnesart gehuldigt werden will, die den Eindruck der Anmaßung und Unverträglichkeit macht.“
Klerkur: „Und Sie fallen auf solche Ansichten eines Trottels herein?“
Ónytjungur: „Wozu sollte ich nicht? Der, den Sie gerade Trottel genannt, hieß Platon.
Was für ein platonischer Schluss!
@BV Vor allem wenn bedacht wird, was der Tröll unterschlug, als er aus Nomoi, Buch 12 zitierte:
„In Bezug auf die Reisen in andere Länder und Gegenden und die Aufnahme von Fremden soll man demnach folgendermaßen verfahren. Zunächst soll es keinem Bürger unter vierzig Jahren erlaubt sein außer Landes zu gehen, und ferner soll es gar keiner in Privatangelegenheiten dürfen.“
Tja, der gute Platon war halt schon ein ausgefuchster Ironiker 😉
@BV Ónytjungur ist bekanntlich a) kein Mensch, sondern ein Tröll, und b) kein alter Grieche, sondern Isländer. Als solcher hat er das größte Interesse daran, dass die lärmenden und Schäden wie Abfall hinterlassenden Touristen aus seinem Hochland verschwinden. Denn diese bringen weder Respekt einem Individuum entgegen noch der Natur, und schon gar nicht einem Tröll. Die Erfahrung zeigt aber, dass er nichts dagegen hat, so diese die Stille nicht durch Lärm zerstören, das Hochland unbeschädigt lassen, und ihren Abfall auch wieder mitnehmen. Dann könnten sie sogar total verschleiert oder nur mit String-Tanga bekleidet durchs Hochland laufen. Es wäre ihm piepegal.
Trolle aller Länder vereinigt euch. Denn solche Trölle gibt es rund um diese Welt. Ob in den afrikanischen Wüsten, den südamerikanischen Regenwäldern, in den Steppen Sibiriens oder im bayerischen Gebirge.
Trolle und Touristen passen einfach nie. Wann passen Touristen überhaupt?
Dein Aufruf „Trolle aller Länder vereinigt euch“ wird wohl vergeblich verhallen, denn bedauerlicherweise verhält es sich so, dass es mittlerweise zweierlei Arten von Trollen gibt: Jene, welche irrtümlich „Trolle“ genannt werden, aber keine Trolle sind, sondern nur Schwätzer (gibt es in der Tat überall auf der Welt) und solche, welche tatsächlich Trolle sind und dem Huldu fölk angehören (gibt es nur auf Ísland). Eine Vereinigung ist daher per-se nicht möglich. Näheres findest Du auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Erla_Stef%C3%A1nsd%C3%B3ttir
Dieses belauschte Gespräch führten die Trolle „Klerkur“ (Kleriker), der Platon nicht gelesen hatte und Ónytjungur (Taugenichts), der Platon zitieren konnte.
Eine Vereinigung der Trolle wäre auch nicht erforderlich, da es nicht die isländischen Trolle sind, welche Umweltverstöße im Hochland melden, sie leiden nur wie die Isländer darunter.
Isländer verreisen dem Vernehmen nach zwar noch viel öfter als Staatsbürger anderer Nationen, allerdings nicht als „Touristen“, sondern als „Reisende“, da von klein auf dazu erzogen, der Natur den gebotenen Respekt zu zollen. Da dies dort Konsens der Gemeinschaft, werden Umweltverstöße auch umgehend von Einheimischen der Polizei gemeldet (jeder Isländer hat schließlich stets ein Smartphone für den Notfall dabei und Funklöcher a la Germania sind dort unbekannt). Die höchsten Strafen gibt es für Off-road-Fahren abseits der Piste. Die Höchststrafe für das Fahren außerhalb von markierten Wegen liegt bei einer halben Million isländischer Kronen (ca. 3.500 €) sowie einer möglichen Gefängnisstrafe bis zu vier Jahren, mindestens sind jedoch 350.000 ISK (2.500 €) fällig. Da Touristen entweder nur mit einem isländischen Mietwagen oder mit eigenem Kfz unterwegs sind, wartet die Polizei entweder geduldig am Hafen in Seyðisfjörður oder beim Autoverleih. Freiheit ohne Bevormundung, sozusagen.